Mehr ehrenamtliche Sterbebegleitung möglich und wünschenswert

Berlin – Weit mehr als Menschen als die bisher im Hospizbereich Engagierten können sich ein Ehrenamt in der Sterbebegleitung vorstellen. Dies ist eines der Ergebnisse der vom Deutschen Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) initiierten und geförderten Verbundstudie „Ehrenamtlichkeit und bürgerschaftliches Engagement in der Hospizarbeit – Merkmale, Entwicklungen und Zukunftsperspektiven“, die der Verband heute in Berlin präsentierte. Die Untersuchung soll ein tragfähiges empirisches Fundament für die Weiterentwicklung der Hospizpraxis und Hospizkultur zur Verfügung stellen.
Konkret kann sich ihr zufolge fast ein Fünftel der Bevölkerung (17 Prozent) vorstellen, Schwerstkranke und Sterbende am Lebensende zu begleiten. Diese Potenziale müssten noch stärker genutzt werden, wobei insbesondere Schlüsselpersonen für die Vermittlung von Hospizangeboten – wie Ärzte und Pflegekräfte – mehr Bewusstsein für das Ehrenamt entwickeln müssten, meint der Verband.
Giffey würdigt Engagement
Wünschenswert sei zudem mehr Heterogenität und Offenheit in der hospizlichen Organisationsstruktur, sagte Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des DHPV. Zwar verstehe sich Hospizarbeit als offen für jeden, der sich ehrenamtlich engagieren möchte. De facto werde Hospizarbeit aber nach wie vor überwiegend von Frauen aus der Mittelschicht in der späten Erwerbs- beziehungsweise Nacherwerbsphase getragen.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) würdigte deren Engagement. „Die Begleitung von sterbenden Menschen und ihrer Angehörigen ist anspruchsvoll und verdient großen Respekt und Wertschätzung“, sagte sie. Das Wertvollste, was man Menschen geben könne, sei Zeit. „Es ist ermutigend, dass sich ein Fünftel der Menschen vorstellen kann, Zeit und Zuwendung zu geben und für sterbende Menschen da zu sein“, betonte sie bei der Präsentation der Studie. Jetzt gelte es, auch jüngere Menschen für die Hospizarbeit zu motivieren.
Die Studie zeige, dass ein Wandel hin zu einem das bestehende Angebot ergänzenden, vielfältigeren und flexibleren Ehrenamt noch am Anfang steht, meint Werner Schneider, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des DHPV und Studienkoordinator. Besonders in den Blick nehmen müsse man künftig die Bedeutung von Nachbarschaften und Freundschaften sowie eine Öffnung der Tätigkeiten und Engagementmöglichkeiten für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Schichten.
Denn viele Menschen – ebenfalls fast ein Fünftel der Befragten (18 Prozent) – wünschen sich eine ehrenamtliche Sterbebegleitung für ihre Angehörigen und Freunde. „Wichtige Schlüsselpersonen für die Vermittlung von Hospizangeboten sind dabei auch und vor allem Ärzte und Pflegedienste. Das geschieht bisher aber sehr viel seltener, als möglich und sinnvoll – hier braucht es mehr Bewusstsein pro Ehrenamt und mehr Wissen übereinander“, so Hardinghaus.
Derzeit wurden der Studie zufolge 67 Prozent der Verstorbenen regelmäßig von Ärzten betreut, 63 Prozent von Pflegekräften. Über eine Unterstützung durch Freunde berichten 31 Prozent, über die Beteiligung von Nachbarn 14 Prozent. In 6 Prozent der Fälle waren auch Freiwillige als Sterbebegleiter tätig, die insbesondere die Sterbenden im Hospiz unterstützten (26 Prozent).
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