Ärzteschaft

Mehr Geld für Long-COVID-Forschung und Behandlung nötig

  • Freitag, 18. November 2022
/picture alliance, Sascha Steinach
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Jena – In die Erforschung von Long COVID und die Behandlung Erkrankter muss in Deutschland nach Ein­schätz­ung von Medizinern deutlich mehr investiert werden.

„Bisher ist das viel zu wenig“, sagte der Vize­vor­sitzende des Ärzte- und Ärztinnenverbands Long COVID, Daniel Vilser. Nötig seien der Aufbau von weiteren Forschungskapazitäten und von mehr Behandlungs- und Versor­gungszentren, in die Ärzte Erkrankte überweisen könnten.

Diese Einrichtungen müssten finanziell auch besser ausgestattet werden. Zudem müsse die Aus- und Weiter­bildung von Medizinern zu Long COVID verbessert werden. Vilser ist einer der Tagungsleiter des heute in Jena beginnenden ersten Kongresses des vor neun Monaten gegründeten Verbandes, bei dem Fachleute bisherige Erkenntnisse zu Diagnostik und Therapie von Long COVID austauschen wollen.

Als Long COVID definieren die deutschen Patientenleitlinien Beschwerden, die länger als vier Wochen nach der Coronainfektion bestehen, als Unterform Post COVID dauern sie länger als zwölf Wochen an.

Nach Angaben des Mediziners, der am Universitätsklinikum Jena eine Long-COVID-Ambulanz für Kinder leitet, leiden etwa zehn Prozent der coronainfizierten Erwachsenen und ein bis zwei Prozent der infizierten Kinder unter den Spätfolgen der Infektion. „Angesichts der hohen Infektionszahlen sprechen wir da von Hundert­tau­senden.“

Sie seien in ihrem Alltag etwa durch Kopfschmerzen, chronischen Husten oder Konzentrationsstörungen ein­ge­schränkt. Einige Tausend seien „über Monate schwer krank, arbeitsunfähig, bettlägerig, können mitunter gar nicht mehr am Alltag teilnehmen.“ Häufig beschrieben wird eine extreme chronische Erschöpfung (Fatigue).

Einen allgemeingültigen Therapieansatz gibt es wegen der höchst unterschiedlichen Symptome bisher noch nicht. Verzweifelte Erkrankte probierten deshalb viele experimentelle, teils kostspielige Therapien aus, deren Wirksamkeit nicht unabhängig nach wissenschaftlichen Standards nachgewiesen sei, sagte Vilser. „Das sehen wir kritisch.“

Problem sei zudem die ärztliche Grundversorgung von Long-COVID-Patienten. Angesichts der diffusen und vielfältigen Symptome sei eine sehr zeitaufwendige Diagnostik nötig. Dies sei von niedergelassenen Haus- und Kinderärzten, bei denen die Mehrzahl der Patienten zuerst landeten, gar nicht zu leisten. Zu dem Kong­ress in Jena haben sich bislang mehr als 1.000 Teilnehmende angemeldet.

dpa

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