STIKO empfiehlt COVID-19-Impfung für Kleinkinder mit Vorerkrankungen

Berlin − Kinder mit Vorerkrankungen, die zwischen 6 Monate und 4 Jahre alt sind, sollten gegen COVID-19 geimpft werden. Eine generelle Empfehlung für alle Kinder in dieser Altersgruppe gibt es nicht. Das geht aus den heute veröffentlichten aktualisierten Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) hervor.
Hintergrund für die empfohlene Impfung der vorerkrankten Kleinkinder ist deren erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf, erklärte die STIKO. Zu diesen Risikokindern zählen nach Angaben des STIKO-Mitglieds Martin Terhardt zum Beispiel Frühgeborene unter 2 Jahren, Kinder mit angeborener oder erworbener Immundefizienz, Adipositas, chronischen Nieren- oder bösartigen Erkrankungen.
Die betroffenen Kinder sollten bevorzugt 3 Dosen des mRNA-Impfstoffs Comirnaty (Biontech/Pfizer) in der zugelassenen Dosierung von 3 µg erhalten, sagte der Berliner Kinder- und Jugendarzt Terhardt. Der Abstand zwischen der 1. und 2. Impfung betrage mindestens 3 Wochen und zwischen der 2. und 3. Impfung mindestens 8Wochen.
Alternativ können 2 Dosen des mRNA-Impfstoffs Spikevax (Moderna) in der altersentsprechenden Dosierung von 25 µg verabreicht werden, schreibt die STIKO. Der Impfstoff sei allerdings in Deutschland bis auf Weiteres in dieser Dosierung nicht verfügbar.
Sollten die vorerkrankten Kleinkinder bereits eine SARS-CoV-2-Infektion gehabt haben und liegt eine Bestätigung durch Laboruntersuchungen vor, reichen 2 Impfungen mit Comirnaty ungefähr 6 Monate nach der Infektion aus, so die STIKO. Zwischen den beiden Impfungen sollten zwölf Wochen liegen. Bei Spikevax genüge eine Impfung.
Laut Terhardt ist die Datenlage zur Wirksamkeit und Sicherheit der mRNA-Impfstoffe bei den Kleinkindern limitiert und lässt nur begrenzte Aussagen zu. Gerade bei dieser Altersgruppe bestehe jedoch die geringste Krankheitslast durch SARS-CoV-2-Infektionen, sagte er. Daher habe die STIKO nur für die vorerkrankten Kinder eine Impfempfehlung aufgrund des höheren Risikos ausgesprochen. Dennoch: „Wir haben Vertrauen in diese Impfstoffe“, aber noch lägen nicht genügend Daten vor.
Eine weitere Aktualisierung beziehungsweise Anpassung der Impfempfehlungen betrifft den Schutz von vulnerablen Kontaktpersonen, erklärte der STIKO-Vorsitzender Thomas Mertens. Diese gelte nicht nur für die gesunden Kleinkinder, sondern auch für Kinder im Alter zwischen 5 und 11 Jahren. Demnach sei die Impfung eine Einzelfallentscheidung, so der ehemalige Ärztliche Direktor des Instituts für Virologie, Universitätsklinikum Ulm, weiter.
Hintergrund ist der STIKO zufolge, dass die COVID-19-Impfungen nur zu einem Schutz vor Übertragung der Omikronvariante von wenigen Wochen bis Monate führen und dies außerdem nicht zuverlässig tun. Nach individueller Risikoeinschätzung könne eine Grundimmunisierung erfolgen, wenn das Kind Kontakt zu Personen mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf hat, bei denen Impfungen nicht möglich sind oder ein begründeter Verdacht vorliegt, dass sie nicht ausreichend schützen.
Die anderen Empfehlungen für die Altersgruppen der 5- bis 11-Jährigen haben sich nicht geändert. Kinder mit Vorerkrankungen in diesem Alter sollen weiterhin eine Grundimmunisierung mit 2 Impfungen sowie bis zu 2 Auffrischimpfungen unter Berücksichtigung durchgemachter SARS-CoV-2-Infektionen erhalten.
Gesunden Altersgenossen empfiehlt die STIKO unabhängig davon, ob SARS-CoV-2-Infektionen durchgemacht wurden, auch weiterhin eine Impfung zum Aufbau einer Basisimmunität. Die Seroprävalenz in dieser Altersgruppe sei hoch und COVID-19 verlaufe meistens milde.
Viele Eltern hätten aber das Angebot einer einmaligen Impfung der 5- bis 11-Jährigen nicht angenommen, sagte Terhardt. Etwa ein Viertel der Kinder sei bisher einmal geimpft worden. Der Kinder- und Jugendarzt forderte die Eltern auf, ihre Kinder impfen zu lassen, „weil wir davon ausgehen, dass sich die beiden Mechanismen der Immunreaktionen auf die Infektion gut ergänzen können.“ Das betreffe sowohl lokale, an den Schleimhäuten, als auch systemische Immunreaktionen.
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