Ärzteschaft

Mehr hausärztliches Screening auf chronische Nierenerkrankung bei Risikopersonen gefordert

  • Mittwoch, 23. April 2025
/Crystal light, stock.adobe.com
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Wiesbaden – Hausärzte sollten bei Patienten mit erhöhtem Risiko häufiger ein Screening auf eine chronische Nierenerkrankung (CKD) durchführen. Dafür plädierte Jan Galle, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des DGIM-Kongresses (3. bis 6.5.) in Wiesbaden.

Ein Bluttest zur Bestimmung der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) kombiniert mit einem Spontanurin-Test auf Albumin (zum Beispiel UACR) reichten aus, um eine CKD auch in frühen Stadien zuverlässig zu erkennen.

„Wenn man diese beiden Dinge hat, die eGFR und die UACR, dann ist man schon sehr weit in der Einschätzbarkeit des renalen Risikos.“ Diese beiden Werte sollten sowohl in der fachärztlichen als auch in der hausärztlichen Praxis häufiger bestimmt werden, um eine Früherkennung zu ermöglichen.

Die CKD zähle sowohl zu den häufigsten als auch zu den am wenigsten wahrgenommenen Volkskrankheiten, so Galle. Millionen Menschen in Deutschland seien betroffen. Der Krankheitsverlauf bleibe in bis zu 90 Prozent der Fälle symptomlos, was eine frühe Diagnose erheblich erschwere.

Insbesondere in hausärztlichen Praxen werde CKD noch viel zu selten erkannt, so Galle, der dabei auf die vor etwa einem Jahr erschienene InspeCKD-Studie mit fast einer halben Million Patientendatensätzen verwies.

Dabei seien die Risikogruppen klar definiert, so Galle. Zu den Risikofaktoren gehörten Typ-2-Diabetes, arterielle Hypertonie, kardiovaskuläre Erkrankungen, Adipositas und eine familiäre CKD-Belastung. Diese Gruppen profitieren besonders von einer frühzeitigen Diagnostik und Therapie. „Dennoch wird selbst bei Hochrisikopatientinnen und -patienten nur bei 53,5 Prozent die eGFR und bei 1,0 Prozent die UACR bestimmt.“

Die S3-Leitlinie „Versorgung von Patient*innen mit nicht-nierenersatztherapiepflichtiger Nierenkrankheit in der Hausarztpraxis – Chronisch eingeschränkte Nierenfunktion in der Hausarztpraxis“ betone die zentrale Rolle der hausärztlichen Versorgung bei der frühen Diagnosestellung und langfristigen Betreuung von CKD-Patienten.

„Die Leitlinie empfiehlt ausdrücklich die regelmäßige Bestimmung von eGFR und Albuminurie bei Risikopersonen und befürwortet zudem die gezielte Schulung der Praxisteams zur CKD-Erkennung und zur kommunikativen Begleitung Betroffener“, so Galle.

Die Folgen einer CKD können gravierend sein. So ist bei Menschen mit CKD das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und vorzeitigen Tod erhöht. Im Spätstadium kann CKD regelmäßige Dialysen und sogar eine Transplantation notwendig machen.

Positiv sei, dass neue therapeutische Optionen zur Verfügung stehen, die sowohl die Nierenfunktion erhalten als auch das kardiovaskuläre Risiko nachweislich senken. Galle nannte SGLT-2-Inhibitoren für alle CKD-Betroffenen und nicht-steroidale Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten bei Diabetes.

Zudem sei eine baldige Zulassung von GLP-1-Rezeptoragonisten für Nierenkranke zu erwarten. „Damit werden wir Risiken senken können und damit werden wird die Zeit bis zum Eintritt eines Organversagens erheblich verlängern können.“

fri

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