Mehr Rückenwind für regionale Versorgung eingefordert

Berlin – Eine stärkere politische Unterstützung für dezentrale, flexible und regionale Versorgungslösungen forderten gestern mehrere Verbände. Unter anderem plädierte Josef Hilbert, Vorstandsvorsitzender des Netzwerks Deutscher Gesundheitsregionen (NDGR), für mehr „Rückenwind“ aus dem gesundheitspolitischen Berlin.
Unterstützung signalisierte Andreas Philippi (SPD), niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung. Die regionale Gesundheitsversorgung stelle ein „zentrales Zukunftsthema“ dar – gerade auch für Flächenländer wie Niedersachsen sei Regionalität ein wichtiges Prinzip.
Philippi sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, die Rahmenbedingungen für eine sektorenübergreifende Versorgung zu schaffen. Derzeit gebe es beispielsweise noch immer sektoral verschiedene Bereiche mit eigenen Regeln, was unter anderem eine sektorenübergreifende Planung „erheblich“ erschwere.
Zudem müsse man verstärkt Überlegungen zur systemkonformen Umsetzung und Skalierung von erfolgreichen regionalen Modellen anstellen, betonte Sonja Optendrenk (CDU), Staatssekretärin im hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege.
Mit Blick auf die anstehende Krankenhausreform sagte Optendrenk, diese stelle aufgrund des klaren Fokus auf den stationären Bereich keine große Versorgungsreform dar. Bezüglich der sogenannten sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtungen, welche stationäre Leistungen mit erweiterten ambulanten und pflegerischen Angeboten verbinden sollen, warte man noch auf klare Rahmenbedingungen. Erst wenn diese vorlägen, könnten die Länder in den Prozess der Ausgestaltung gehen.
Der NDGR-Vorstandsvorsitzende Hilbert verwies ebenfalls auf bestehende Hürden bei der Überführung von positiv evaluierten Pilotprojekten in die Regelversorgung. Bundesweit würden wirkmächtige Regelungen für eine breite Nutzung erfolgreicher Neuerungen selbst bei wirtschaftlichen Vorteilen fehlen. Die Erzeugung „erfolgreicher Rohrkrepierer“ sei eine deprimierende Erfahrung.
Eine eigenständige Rechtsgrundlage für regionale Versorgungsverträge forderte Corinna Beutel, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen (DGIV). Auch sie betonte, dass es bessere Bedingungen für die Überleitung von Projektmodellen in die Regelversorgung braucht.
Insgesamt mehr Handlungsspielräume für die regional gestaltete Versorgung mahnte Constanze Liebe, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Arzt-, Praxis- und Gesundheitsnetze (ADA), an. Hierfür seien auch umfassende Anpassungen der Vergütungssystematik mit Blick auf die Einbindung nichtärztlicher Berufsgruppen erforderlich. Die „EBM-Logik“ reiche nicht.
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