Politik

Umsetzung des Primärarztsystems erst mittelfristig zu erwarten

  • Freitag, 7. November 2025
/Virchowbund, Gebhardt
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Berlin – Das Primärarztsystem steht weit oben auf der Agenda des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Dazu, wie es konkret aussehen soll und wann es in die Umsetzung geht, liegen derzeit noch keine Pläne vor. Es könnte aber noch dauern. Er habe die Hoffnung, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre ein Gesetz beschlossen wird, mit dem man dann das „Primärarztsystem auf den Weg gebracht hat“, sagte heute Hans Theiss (CSU), Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages, im Rahmen der Hauptversammlung des Virchowbundes.

Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes, kommentierte in diesem Zusammenhang, er würde sich freuen, wenn man in zwei Jahren mindestens über einen Gesetzentwurf zur Ausgestaltung eines Primärarztsystems reden könne.

Ihm sei insbesondere wichtig, dass dann auch schon eine Richtung zur zwingend notwendigen digitalen Unterstützung erkennbar sei. Im Jahr 2029 könnte seiner Einschätzung nach ein Primärarztsystem in der Versorgung implementiert werden.

Dieser Einschätzung schloss sich Matthias Mieves (SPD), Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages, an. Er würde es sich schneller wünschen, aber dieser Zeithorizont stelle wohl die „realistische Sicht“ auf die notwendigen Vorbereitungen dar.

Die mit Blick auf eine verstärkte Patientenkoordination auszubauenden digitalen Plattformen müssten „in der Hand des Systems“ bleiben, betonte Mieves. Elementare Versorgungszugänge dürften nicht von privatwirtschaftlichen Strukturen verantwortet werden.

Dem stimmten Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), und Heinrich ausdrücklich zu. Künftig brauche man gemeinsam mit den Akteuren entwickelte digitale Strukturen „aus einem Guß“ mit einem hohen Maß an Einheitlichkeit, so Reinhardt. Heinrich betonte, genau dafür habe man die Selbstverwaltung.

Diese habe aber, so entgegnete Mieves, etwa bei der Weiterentwicklung der 116117 aus seiner Sicht verbesserungswürdige Ergebnisse erzielt. Derzeit sei der künftig noch wichtigere Erstkontaktpunkt 116117 „nicht so leistungsfähig wie gebraucht“. Dass die Politik einen „kleinen Anschub“ im Sinne von entsprechenden Vorgaben gibt, sei deshalb für ihn durchaus denkbar.

Ein „besserer Einsatz von Ressourcen“ durch mehr Koordination, wofür eine stringente Ersteinschätzung unbedingt notwendig sei, stelle ein zentrales Element bei der Sicherung der künftigen medizinischen Versorgung dar, betonte Mieves.

Auch Theiss bewertete eine digital gestützte Patientenkoordination als hochrelevanten Punkt, um innerhalb des Versorgungssystems besser zu steuern und die im internationalen Vergleich hohe Anzahl der Arzt-Patienten-Kontakte zu senken.

Dabei werde zudem „deutlich mehr Eigenverantwortung“ der Patientinnen und Patienten einzufordern sein, so Theiss. Man werde den politischen Mut aufbringen müssen, hier „Klartext“ zu reden. Eine „All-inclusive-Mentalität“ könne sich das Gesundheitssystem schlichtweg nicht mehr leisten. Diskutierbar seien viele Ansätze von stärkeren Eigenbeteiligungen bis hin zu Gebühren für nicht wahrgenommene Arzttermine.

In Anbetracht des „massiven Handlungsdrucks“ bei den Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) müssten neben dem Staat – Theiss verwies auf eine ausreichende Gegenfinanzierung für Bürgergeldbeziehende – auch Krankenkassen, Pharmaindustrie, Leistungserbringer und eben Patienten ihren Beitrag leisten.

Es gelte, alle Bereichen anzuschauen, stimmte Mieves zu. Die drei Haupthebel aus seiner Sicht: Eine strukturelle Anpassung und der Abbau von Überkapazitäten im Krankenhausbereich, eine Reduzierung der Arztkontakte durch mehr Koordination und ein Ausbau der Digitalisierung.

aha

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