Politik

Merkel sieht Anlass zu „ein wenig Hoffnung“ in Coronakrise

  • Samstag, 4. April 2020
Angela Merkel /dpa
Angela Merkel /dpa

Berlin − Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht erste Anzeichen für eine Verlangsa­mung der Ausbreitung des Coronavirus, hält die Zeit für eine Lockerung der Schutzmaß­nah­men aber noch nicht für reif.

„Der Zuwachs an neuen bestätigten Ansteckungen verläuft ein wenig langsamer als vor einigen Tagen noch“, sagte Merkel in einer gestern Abend veröffentlichten Video-An­spra­che aus dem Bundeskanzleramt. „Es stimmt, dass die jüngsten Zahlen des Robert-Koch-Instituts, so hoch sie sind, ganz vorsichtig ein wenig Hoffnung machen.“

Merkel nutzte ihre Ansprache für einen neuerlichen Appell an die Geduld der Bürger. „Es ist definitiv viel zu früh, um darin einen sicheren Trend zu erkennen, und erst recht ist es viel zu früh, um deswegen auch nur an irgendeiner Stelle die strengen Regeln, die wir uns gegeben haben, schon wieder zu lockern“, sagte sie. Nach wie vor breite sich das Vi­rus „mit hoher Geschwindigkeit“ in Deutschland aus. Die Bewältigung der Pandemie sei eine „Herkulesaufgabe“.

Sie würde „absolut unverantwortlich handeln, wenn ich Ihnen heute einfach einen kon­kreten Tag nennen würde, an dem die Maßnahmen aufgehoben, zumindest aber geloc­kert werden könnten“, sagte Merkel. Ihre Regierung würde der Verantwortung nicht ge­recht werden, „wenn wir jetzt falsche Hoffnungen wecken würden, indem wir Exit-Stich­tage vereinbaren würden, die anschließend der Realität in keiner Weise standhalten wür­den.“

Merkel stimmte die Bürger in ihrer Videobotschaft auf ein Osterfest mit zahlreichen Ein­schränkungen ein: „Wir alle werden eine ganz andere Osterzeit erleben als je zuvor.“ Der Besuch des Gottesdiensts in der Kirche sei nicht möglich, der Osterspaziergang sei nur im engsten Kreis erlaubt, und auch Verwandtenbesuche und andere Kurzreisen könne es dieses Jahr nicht geben.

„Das sind harte Wahrheiten, ich weiß“, sagte die Kanzlerin. „Wir sind gewöhnt, uns zu be­wegen, etwas zu unternehmen, zu reisen, wann wir wollen und wohin wir wollen.“ Und nun seien da „plötzlich überall Regeln, Einschränkungen, Verbote“, sagte sie. „Aber sie sind buchstäblich lebenswichtig.“

Deutschland stelle sich der Bewältigung der Pandemie − und „damit das weiter gelingt, brauche ich, das sage ich ganz offen, auch weiter Ihre Mithilfe − die Mithilfe, die Sie schon seit Wochen in so wunderbarer Weise geben“, fuhr die Kanzlerin fort. „Es ist schlicht­weg großartig, was in unserem Land von der übergroßen Mehrheit der Menschen geleistet wird. Unser Land zeigt sich von seiner besten Seite.“


In der Videobotschaft gab Merkel den Bürgern ein persönliches Versprechen: „Was ich Ihnen sehr wohl versprechen kann und versprechen will, das ist, dass Sie sich darauf verlassen können, dass die Bundesregierung und auch ich persönlich tatsächlich Tag und Nacht darüber nachdenken, wie wir beides schaffen können: also sowohl den Gesundheitsschutz für alle als auch einen Prozess, mit dem das öffentliche Leben auch wieder Schritt für Schritt möglich wird.“

afp

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