Mikrobiom: Wie der Darm Emotionen beeinflussen könnte
Los Angeles – Im Tiermodell konnte bereits nachgewiesen werden, dass die Mikroorganismen im Darm Emotionen, Schmerzempfinden und soziales Verhalten beeinflussen. Den Forschern um Kirsten Tillisch von der David Geffen School of Medicine an der University of California ist es jetzt gelungen, diese Interaktion bei 40 gesunden Frauen zu zeigen. Ihre Ergebnisse wurden in Psychosomatic Medicine: Journal of Behavioral Medicine publiziert (2017; DOI: 10.1097/PSY.0000000000000493).
Um die Interaktion zwischen dem Mikrobiom und dem Gehirn nachzuweisen, untersuchten die Forscher das fäkale Mikrobiom der Studienteilnehmer. Zudem führten sie eine funktionelle Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns durch, während die Teilnehmer Bilder ansahen, die negative, neutrale oder positive Emotionen auslösen können.
Das Mikrobiom ließ sich in zwei Gruppen unterteilen. Die meisten der Frauen hatten einen Überschuss der Stäbchenbakterien Bacteroides (n = 33), bei sieben Frauen dominierte hingegen die Gattung Prevotella die Darmflora. Das MRT zeigte Unterschiede zwischen den beiden Gruppen, die Hirnregionen wie etwa den Hippocampus betreffen.
Diese Region, die Erinnerungen, Belohnungen und Stress reguliert, war in der Bacteroides-Gruppe größer angelegt als bei den sieben Frauen mit der Prevotella dominierten Darmflora. Zudem konnten die Forscher im MRT eine dickere Schicht der grauen Hirnsubstanz im Frontalcortex und in der Inselrinde beobachten, die subjektive emotionale Erfahrung, bewusste Gefühle und auch bei Sucht eine entscheidende Rolle spielt.
Nicht nur beim Volumen bestimmter Hirnregionen fanden die Forscher Unterschiede. Auch die Aktivität wurde durch die gezeigten Bilder beeinflusst. Die Aktivität im Hippocampus war geringer ausgeprägt, wenn Frauen der Prevotella-Gruppe negative Bilder ansahen. Sie reagierten auch gereizter und ängstlicher auf diese Bilder, als die Bacteroides-Gruppe. Bei den positiven Bildern war dieser Unterschied nicht ersichtlich.
Da in der Studie nur wenige Frauen mit einer Prevotella dominierten Darmflora untersucht wurden, müssen die Ergebnisse in einer größeren Studienpopulation bestätigt werden, schreiben die Autoren.
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