MIS-C-Risiko bei Kindern bei Omikron-Infektion geringer als bei Delta

Aarhus/Kopenhagen – Nach einer COVID-19-Erkrankung tritt bei Kindern in seltenen Fällen das multisystemische Entzündungssyndrom (MIS-C) auf. Im Vergleich zu früheren Virusvarianten scheint das Risiko nach einer Omikron-Infektion noch geringer zu sein. Und auch geimpfte Kinder erkrankten seltener an MIS-C.
Zu diesem Ergebnis kommt eine dänische Kohortenstudie, die in JAMA Pediatrics erschienen ist (DOI: 10.1001/jamapediatrics.2022.2206).
Unter den gut 580.000 schätzungsweise infizierten Kindern und Jugendlichen in Dänemark – darunter 267.086 geimpfte – wurden 1 geimpftes und 11 ungeimpfte Kinder mit MIS-C identifiziert. In etwa 31.500 Fällen ist von Reinfektionen auszugehen. Hier traten keine MIS-C-Fälle auf.
Während der Omikron-Welle hatten geimpfte gegenüber ungeimpften Kindern ein signifikant niedrigeres Risiko für MIS-C nach einer SARS-CoV-2-Infektion (RR, 0,11; 95-%-Konfidenzintervall 0,01-0,83; P = 0,007). Für ungeimpfte 0-17-Jährige lag die Fallrate bei 34,9 (17,4-62,4) pro 1 Millionen Infizierte, bei den geimpften waren es im Schnitt 3,7 (0,1-20,9) pro 1 Millionen Infizierte. Es gab 1 MIS-C-Fall bei einem 12-17 Jahre alten Jugendlichen. Am höchsten war die Fallrate bei den 5-11-Jährigen ohne Impfung: 7 Fälle, was 45,2 pro 1 Millionen entsprach. Das Konfidenzintervall war mit 18,2-93,1 jedoch sehr groß.
8 Mal mehr MIS-C-Fälle während Delta- und Wildtyp-Welle
Deutlich höhere MIS-C-Fallzahlen wurden in Dänemark bei Ungeimpften während der Delta- und Wildtyp-Welle dokumentiert (RR, 0,14; 95-%-KI, 0,07-0,29; P < .001). 51 ungeimpfte Kinder und Jugendliche von schätzungsweise 175.500 Delta-Infizierten erkrankten an MIS-C. Das entspricht einer Rate von 290,7 pro 1 Millionen. Im Gegensatz dazu erkrankte nur 1 Jugendlicher an MIS-C von fast 10.000 geimpften, die eine Durchbruchsinfektion hatten. Das entspricht etwa 100 pro 1 Million. Nach Wildtyp-Infektionen lag die Rate bei den ungeimpften Kindern und Jugendlichen bei 245,6 pro 1 Million.
Der Vergleich der MIS-C-Fallrate der ungeimpften 0-17-Jährigen, die sich mit Omikron oder Delta infiziert hatten zeigt: MIS-C trat nach Delta-Infektionen 8 Mal häufiger pro 1 Million auf als nach Omikron-Infektionen. Der Vergleich zwischen Geimpften und Ungeimpften ergab für Omikron-Infektionen einen 10-fach höheren Schutz, für Delta-Infektionen einen 2,9-fach höheren Schutz durch die Impfung. Die Konfidenzintervalle waren jedoch teilweise sehr groß und überlappten zwischen Geimpften und Ungeimpften.
Es gibt auch Hinweise dafür, dass die Impfung selbst MIS-C auslösen kann. Allerdings scheint das Risiko deutlich geringer zu sein als nach einer Infektion. Im Deutschen Ärzteblatt wurde darüber berichtet.
Der Phänotyp von MIS-C war bei der Omikron-Welle vergleichbar mit dem der Prä-Omikron-Varianten. Etwa jeder 2. MIS-C-Patient musste auf der Intensivstation behandelt werden, unabhängig von der Variante. Jene mit einer Omikron- oder Delta-Infektion blieben im Schnitt 5 Tage im Krankenhaus, nach einer Wildtyp-Infektion waren es durchschnittlich 8 Tage.
Die neuen Daten aus Dänemark deuten darauf hin, dass der Impfstoff direkt vor MIS-C nach einer Durchbruchsinfektion schützen könnte, schreiben die Autoren um Mette Holm vom Aarhus University Hospital und Ulrikka Nygaard vom Copenhagen University Hospital. Dies könnte auf eine impfstoffinduzierte Modulation des Immunsystems zurückzuführen sein, die es weniger anfällig für eine Hyperinflammation nach einer SARS-CoV-2-Infektion mache, heißt es in der Diskussion.
Einschränkend muss darauf hingewiesen werden, dass die Studie aufgrund der geringen Populationsgröße nur wenige MIS-C-Fälle untersuchen konnte. Die Schätzungen sind daher anfällig für Schwankungen.
Die Zahl der tatsächlich infizierten Kinder und Jugendlichen errechneten die Autoren, indem sie die PCR-bestätigten Fälle mit dem Faktor 1,5 bis 2,1 multiplizierten. In den USA wurden für vergleichbare Berechnungen höhere Multiplikatoren verwendet. Allerdings wurden Schüler in Dänemark alle 2 Wochen getestet.
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