Modellprojekt vermittelt Sprachmittler in die Psychotherapie
Hamburg – Ambulant tätige Psychotherapeuten und Psychiater in Hamburg können sich seit Neuestem kostenfrei einen Sprachmittler beziehungsweise Dolmetscher für die Behandlung von nicht deutsch sprechenden Patienten vermitteln lassen. Aktuell kann die psychosoziale Beratungsstelle SEGEMI (Seelische Gesundheit Migration und Flucht), die den „Dolmetscher-/Sprachmittlerpool“ koordiniert, 14 qualifizierte Sprachmittler vermitteln.
„Wir haben das Antragsverfahren so einfach wie möglich gestaltet. Die Vergütung der Sprachmittler erfolgt direkt über uns“, betonte Mike Mösko, Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins SEGEMI. Die Sprachmittler könnten zurzeit folgende Sprachen im Rahmen des Modellprojekts „Arbeit zu Dritt“ anbieten: Amharisch, Arabisch, Aserbaidschanisch, Dari, Englisch, Französisch, Fula, Russisch, Tigrinya, Türkisch und Urdu. Fortlaufend würden neue Sprachmittler mit weiteren Sprachen akquiriert.
Sprachmittlung im Gesundheitswesen ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Kostenübernahme wird aber seit Langem unter anderem von der Bundespsychotherapeutenkammer gefordert.
Das Modellprojekt zur Integration von Sprachmittlern in die ambulante psychotherapeutisch-psychiatrische Versorgung wurde in Kooperation von SEGEMI, der Psychotherapeutenkammer Hamburg und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Hamburg entwickelt. Nach Angaben der drei Organisationen ist das Projekt in Deutschland einzigartig. Die Hamburgische Bürgerschaft hat dafür aus Mitteln des Integrationsfonds 200.000 Euro zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist zunächst auf ein Jahr begrenzt und wird in dieser Zeit begleitend wissenschaftlich evaluiert.
Die Evaluation erfolgt dabei durch die Behandler, die nach dem ersten oder zweiten Termin „zu dritt“ einen Kurzfragebogen ausfüllen sollen sowie eine ausführliche Bewertung nach Abschluss der Therapie. „Ziel ist die gemeinsame Optimierung des Modellprojekts“, betonte Mösko. Darüber hinaus werden allen Sprachmittlern in den kommenden Monaten Fortbildungen angeboten und sie erhalten einmal im Monat eine Gruppensupervision.
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