Wissenschaftler fordern Mindeststandards für Sprachmittler

Hamburg – Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) verlangen einheitliche Qualitätsstandards für Sprachmittler. Laut der Arbeitsgruppe um Mike Mösko vom Institut und der Poliklinik für Medizinische Psychologie existieren in Deutschland 88 unterschiedliche Programme zur Qualifizierung von Sprachmittlern. International seien es sogar 261.
Interviews mit Sprachmittlern, Sozialarbeitern und Flüchtlingen zeigen laut der Hamburger Arbeitsgruppe, dass die Vorstellungen und Bedürfnisse von verschiedenen Akteuren in puncto Sprachmittlung zum Teil sehr unterschiedlich sind. Flüchtlinge und Sozialarbeiter möchten beim Besuch von Behörden oder von medizinischen Einrichtungen zum Beispiel häufig von Sprachmittlern begleitet werden, da es hier nicht nur um die sprachliche, sondern auch um die kulturelle Verständigung gehe. Sprachmittler lehnten diese Rolle hingegen eher ab.
„Sprachmittler“ ist formal ein Oberbegriff für Übersetzer und Dolmetscher. Im medizinischen Kontext übersetzen sie aber nicht nur. Nötig sind bei der Diagnostik, Therapie und Beratung laut den Wissenschaftlern Mittler von Sprache und Kultur etwa der Flüchtlinge. Es gehe also um kulturelle Verständigung. Aufgrund der daraus resultierenden Vielfalt an Aufgaben und Anforderungen bedürfe es klarer Qualitätsindikatoren für die Qualifizierung von Sprachmittlern, so die UKE-Wissenschaftler.
„Wir fanden hier bisweilen sehr unterschiedliche Ansätze und Vorstellungen“, sagte Mösko. Daher sei es wichtig, gemeinsam mit den wichtigen Akteuren im Bundesgebiet einen Konsensus zu erarbeiten. Dann hätten Teilnehmer und Anbieter von Qualifizierungsmaßnahmen eine bessere Orientierung. Einig seien sich die Experten dabei, dass ein klares Rollenverständnis sowie Mindeststandards bei Zulassung und Abschlussprüfung dazugehörten.
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