Vermischtes

Nahrungs­ergänzungsmittel: Verbraucherzentralen fordern Zulassungsverfahren

  • Mittwoch, 18. Januar 2017
Uploaded: 05.01.2016 17:16:45 by mis
/dpa

Berlin – Für Nahrungsergänzungsmittel sollte es staatliche Zulassungsverfahren, Posi­tiv­listen für zu­ge­setzte Stoffe und klare Höchstmengenregelungen geben. Das haben die Verbrau­cher­­zentralen und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) heute anläss­lich der Vor­stellung eines neuen Internetangebotes zu Nahrungsergänzungsmittel gefor­dert. Sie plä­die­ren darüber hinaus für eine öffentlich zugängliche Produkt­datenbank so­wie anbie­ter­un­abhängige Informationen über mögliche Risiken der Produk­te. Für Be­schwer­­den und unerwartete Wirkungen müsse zudem eine Meldestelle eingerichtet wer­den, an die sich Verbraucher unkompliziert wenden können.

„Der Großteil der Bevölkerung Deutschlands ist heute mit Nährstoffen ausreichend ver­sorgt. Dennoch wird in Deutschland jährlich mehr als eine Milliarde Euro für Nahrungs­ergänzungs­mittel ausgegeben. Jeder dritte Befragte nimmt Nahrungsergänzungsmittel ein“, sagte Angela Clausen, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, zu einer aktuellen forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentralen.

Verbraucher nicht gut informiert
Sie betonte, Verbraucher würden zu wenig über diese Produkte erfahren und unter­schätz­ten daher die Risiken. „Viele Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln vermitteln Verbrauchern, sie würden ihrer Gesundheit etwas Gutes damit tun. Häufig aber sind sol­che Produkte Geldverschwendung, manchmal sogar gesundheitsgefährdend“, erklärte Klaus Müller, Vorstand des vzbv. Er betonte, Nahrungsergänzungsmittel seien keine her­kömmlichen Lebensmittel. „Wir brauchen dringend klare Regeln für sinnvolle Dosierun­gen und definierte Anforderungen an die Inhaltsstoffe“, sagte er. Solange es keine Re­geln auf EU-Ebene gebe, seien nationale Lösungen gefragt.

Magnesiumkonzentration oft zu hoch
Die Verbraucherzentralen verwiesen heute zudem auf eine eigene Untersuchung von magnesiumhaltigen Nahrungsergänzungsmittel hin. 64 Prozent der in einer Stichprobe unter­such­­ten Produkte sind laut vzbv überdosiert. Je nach Magnesiumkonzentration könne es zu Nebenwir­kun­gen wie Durchfall oder Erbrechen kommen, hieß es.

Die Verbraucherschützer ließen für einen Marktcheck insgesamt 42 Kombinationspro­duk­te mit Magnesium untersuchen. 27 Präparate stammten aus dem stationären Handel, also beispielsweise aus Apotheke, Supermarkt oder Drogerie. 15 weitere wurden über das Internet erworben. Bei 40 Prozent der Internetprodukte warben die Anbieter laut vzbv mit nicht zugelassenen Gesundheitsaussagen.

Die Industrie forderte die Verbraucherzentralen unterdessen auf, Verbraucherverunsi­che­rung zu vermeiden. Dazu gehöre, dass das neue Internetangebot wissenschaftsba­siert und ideologiefrei informieren müsse. Nahrungsergänzungsmittel dürften nicht pau­schal verunglimpft werden. Sie seien vielmehr Lebensmittel mit dem Ziel der sinnvollen und individuellen Ernährung für jedermann, sagte Christoph Minhoff, Hauptgeschäfts­führer des Bunds für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL).

Der BLL unterstützt die Forderung des vzbv nach einer Festlegung der Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe. Allerdings müsse dies auf europäischer Ebene geregelt werden. Die Forderung einer Zulassungspflicht für Nahrungsergänzungsmittel hält er für unsinnig und überflüssig.

may/afp

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