Neuer Coronapass sorgt in den Niederlanden für Diskussionen

Den Haag – Nach gut 18 Monaten haben die Niederlande am Wochenende den wegen der Coronapandemie eingeführten Sicherheitsabstand von 1,5 Metern abgeschafft. Allerdings müssen die Menschen seit vorgestern einen Coronapass zum Nachweis einer Impfung, Genesung oder eines negativen Tests vorlegen, wenn sie Gaststätten,
Kultur- oder Sportveranstaltungen besuchen wollen. Hackerangriffe behinderten den Start des umstrittenen Passes, teilte das Gesundheitsministerium gestern mit. Dadurch war es vorgestern Abend zeitweise nur schwer möglich, den erforderlichen QR-Code herunterzuladen. Die Angriffe seien aber abgewehrt worden.
Mehrere Tausend Menschen demonstrierten vorgestern in Den Haag und anderen Städten gegen die Coronapolitik und die Einführung des Coronapasses. Viele Gastwirte kündigten an, dass sie den 3G-Nachweis nicht kontrollieren würden. Auch viele Kommunen wollen in den ersten Wochen bei Verstößen keine Strafen verhängen. Gut ein Drittel der Bevölkerung klagt einer Umfrage zufolge, dass die Regierung die Freiheit zu sehr einschränke. Ein Drittel steht hinter den Maßnahmen.
Im Streit um den Coronakurs entließ Premierminister Mark Rutte vorgestern Wirtschaftsstaatssekretärin Mona Keijzer fristlos. Der ungewöhnliche Schritt folgt auf Kritik Keijzers an der Einführung des Coronapasses im Interview der Zeitung De Telegraaf. Die Kritik vertrage sich nicht mit dem Regierungskurs, sagte Rutte.
Keijzer hatte dem Telegraaf gesagt: „Wenn wir in einer Gesellschaft gelandet sind, in der man voreinander Angst haben muss, es sei denn, dass man einen Nachweis vorlegt, dann muss man sich (...) fragen: Wollen wir diese Richtung wählen?“
Eine Beschränkung der Besucherzahl für Stadien und Kneipen, Geschäfte und Theater gibt es in den Niederlanden bei Vorlage des Coronapasses nun nicht mehr. Wer nicht geimpft oder genesen ist, kann sich kostenlos testen lassen. Doch der Mund-Nasen-Schutz bleibt in Bussen und Bahnen Pflicht. Diskotheken und Nachtclubs müssen weiter um Mitternacht schließen. Rund 82 Prozent der Erwachsenen sind vollständig geimpft.
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