Tausende protestieren in Italien gegen Coronapasspflicht am Arbeitsplatz

Rom – Im Zentrum von Rom haben tausende Menschen gegen die beschlossene 3G-Pflicht am Arbeitsplatz demonstriert. Bei den Protesten in der italienischen Hauptstadt vorgestern kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, Demonstranten griffen zudem den Sitz des Gewerkschaftsverbands CGIL an.
Gestern nahm die Polizei in diesem Zusammenhang mehrere Mitglieder der rechtsextremen Partei Forza Nuova fest, darunter führende Parteivertreter.
Mehrere hundert Menschen hatten sich vorgestern vom Hauptdemonstrationszug abgespalten und versucht, zum Parlament zu marschieren. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein, um sie zu stoppen. Weitere Proteste fanden in Mailand und Cesena statt.
Nach den gewaltsamen Ausschreitungen nahm die Polizei gestern zwölf Menschen fest, unter ihnen Forza Nuova-Generalsekretär Roberto Fiore und der römische Parteichef Giuliano Castellino. Moderate und linksgerichtete Politiker forderten angesichts der jüngsten Entwicklungen ein Verbot der Partei.
„Wir haben genug von der Gewalt durch neofaschistische Gruppen. Wir werden morgen im Parlament einen Dringlichkeitsantrag einbringen, in dem wir die Regierung auffordern, Forza Nuova aufzulösen“, sagte Emanuele Fiano, Abgeordneter der Partito Democratico (PD). Auch Mitglieder der Partei von Regierungschef Mario Draghi unterstützten den Vorstoß.
Der CGIL-Vorsitzende Maurizio Landini sprach sich ebenfalls für eine Auflösung der Forza Nuova aus und kündigte für kommenden Samstag eine antifaschistische Demonstration an. „Sie können uns nicht einschüchtern, sie machen uns keine Angst“, sagte er in einer Ansprache vor dem beschädigten Hauptsitz des Verbands.
In Italien müssen ab dem kommenden Freitag alle Arbeitnehmer mit dem „grünen Pass“ eine Coronaimpfung, -Genesung oder einen negativen Test nachweisen, wenn sie ihrer Arbeit nachgehen. Andernfalls drohen Sanktionen.
Wer der Arbeit fernbleibt, weil er das Dokument nicht vorweisen kann, muss mit einer Suspendierung rechnen. Coronatests sind nur für Menschen kostenlos, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können.
Die Coronapasspflicht betrifft rund 23 Millionen Arbeitnehmer in Italien. Bislang musste der Coronapass bereits in den Innenräumen von Restaurants, in Kinos oder Sportstadien, in Intercity-Zügen, Bussen und auf Inlandsflügen vorgelegt werden.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind bislang knapp 80 Prozent der italienischen Bevölkerung über zwölf Jahren vollständig geimpft. Italien hat bereits mehr als 130.000 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert.
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