Neues Konzept „Erweiterte Ambulante Versorgung“ für dünnbesiedelte Regionen

Tübingen – Ein neues Konzept zur medizinischen Versorgung der Menschen in dünnbesiedelten Gebieten hat das Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung des Uniklinikums Tübingen gemeinsam mit einem Industriepartner vorgestellt. Den Auftrag dazu hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) erteilt.
Die Arbeitsgruppe hat dazu das 2018 vorgestellte Konzept der Intersektoralen Gesundheitszentren (IGZ) der KBV zu einem Ansatz namens „Erweiterte Ambulante Versorgung“ (EAV) ausgebaut. Der KBV-Vorschlag von 2018 sah vor, kleinere Krankenhäuser in ambulante Gesundheitszentren umzuwandeln, um strukturschwachen Regionen auch künftig eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu gewährleisten.
„In zahlreichen Expertengesprächen mit Ärzten und Vertretern anderer Gesundheitsberufe wurde deutlich, wie groß das medizinische Potenzial und auch der Bedarf der Patienten für eine derartige Versorgungsform ist“, sagte Heidrun Sturm vom Universitätsklinikum Tübingen.
Das jetzt vorgestellte Konzept der EAV erarbeitet hierzu das Behandlungsspektrum und die dazu notwendige Infrastruktur. Ferner werden quantitative wie auch qualitative Auswirkungen auf die Versorgung sowie wirtschaftliche Effekte hergeleitet und eingeordnet.
Laut den Tübingern Versorgungsforschern gehören zur Zielgruppe der EAV insbesondere Patienten, die nicht die hochtechnisierte Infrastruktur eines Krankenhauses benötigen, jedoch vorübergehend nicht rein ambulant behandelt werden können, weil sie wegen einer medizinischen Maßnahme kurzfristig mehr Unterstützung oder Überwachung benötigen.
In dem Tübinger Konzept erlaubt die EAV eine Unterbringung solcher Patienten für rund drei bis fünf Nächte und adressiert vorrangig allgemeinärztlich-internistische und weitere konservative Angebote.
Eine enge Vernetzung mit existierenden regionalen Strukturen sei zwingend notwendig, weshalb die EAV nur gemeinschaftlich mit den etablierten Leistungserbringern einer Region umsetzbar sei.
„Selbst wenn man nicht die Grenzen dessen ausreizt, was medizinisch machbar ist, und Intersektorale Gesundheitszentren eher auf eine Rolle als Ersatz kleiner und nicht mehr haltbarer Krankenhäuser beschränken würde, könnten spürbare Verbesserungen der Versorgungssituation erreicht werden“, sagte der Gesundheitsökonom Andreas Schmid von dem Beratungsunternehmen Oberender. Zudem zeigten die Ergebnisse, dass eine Investition in Versorgungsqualität nicht zwingend mit Mehrkosten einhergehe.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: