Neues Simulations- und Trainingszentrum öffnet an der Charité

Berlin – Das neu aufgestellte Berliner Simulations- & Trainingszentrum (BeST) der Charité wurde gestern offiziell in den Räumlichkeiten des Rahel Hirsch Centers in Berlin eingeweiht. Im BeST sind drei Bereiche zusammengefasst, die zuvor getrennt agierten: Das Simulationszentrum (BeST-SIM), das Chirurgisch Anatomische Trainingszentrum (BeST-CAT) und das Translations-, Innovations- und Kreativitätsnetzwerk (BeST-TrIK). „In dieser Form ist das Simulations- und Trainingszentrum der Charité in Deutschland einzigartig“, erklärte die Projektmanagerin von BeST, Maria Kirchner, am Dienstag vor Journalisten.
Ziel des Simulationszentrums und des Chirurgisch Anatomischen Trainingszentrums ist es, Ärztinnen und Ärzten sowie andere Gesundheitsberufen die Möglichkeit zu geben, außerhalb ihres klinischen Alltags insbesondere operative Eingriffe oder das Management kritischer Situationen im OP oder auf der Intensivstation zu trainieren.
Sicherheit vermitteln
„Zu uns kommen vor allem Teams von Ärztinnen und Ärzten: etwa zu 70 bis 75 Prozent“, erklärte der Leiter des BeST, Torsten Schröder. „Es kommen aber auch Ergotherapeuten oder Teams von Pflegenden, die zum Beispiel die Zusatzbezeichnung Anästhesie und Intensivmedizin erwerben.“ 80 Prozent derjenigen, die das BeST nutzen, arbeiten nicht in der Charité. Zehn bis 15 Prozent kommen zudem nicht aus dem deutschsprachigen Bereich. Die Ärztinnen und Ärzte, die im BeST trainieren, kommen im Rahmen ihrer Weiterbildung oder absolvieren einer Fortbildung.
„Der Trainingseffekt ist hier sehr wichtig“, sagte der Leiter des BeST-CAT, Thomas Jöns. „Zunehmend kommen Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zu uns. Die Kliniken, die sie schicken, sagen: Wir schaffen es in unserem klinischen Alltag nicht mehr, sie vernünftig weiterzubilden. Hier im BeST haben wir Zeit und Ruhe zum Trainieren. Auf diese Weise vermitteln wir den Ärztinnen und Ärzten Sicherheit.“
„Natürlich sollte die Weiterbildung eigentlich im klinischen Alltag stattfinden“, ergänzte Schröder. „Aber wenn es nicht anders geht, behandelt man natürlich zuerst die Patientinnen und Patienten und verzichtet notgedrungen auf die Weiterbildung. Ehrlicher wäre es, die Kosten für die Weiterbildung aus den DRGs herauszurechnen und gesondert zu bezahlen. Dann wäre eher gewährleistet, dass das Geld auch in der Weiterbildung eingesetzt wird.“
Management kritischer Situationen
Im Simulationszentrum können die Teams an insgesamt zwölf Simulationspuppen trainieren, zu denen auch die neuesten Puppen ihrer Art zählen. „Eine von ihnen kostet 230.000 Dollar“, erklärte Schröder. An diesen Puppen üben die Teams insbesondere das Management kritischer Situationen auf der Intensivstation. Dabei gibt es Trainingspuppen für verschiedene Patientengruppen: auch für Schwangere und Kinder. Schauspielerinnen und Schauspieler können ebenfalls Teil der Simulationen sein, die zum Beispiel aufgeregte Angehörige der Patienten spielen.
Insgesamt werden etwa 50 verschiedene Trainingskonzepte für verschiedene Fachrichtungen im BeST-SIM angeboten: für die Anästhesie, die Notfallmedizin, die Kinderheilkunde oder auch die Geburtshilfe. Manche der Konzepte dauern einen Tag, andere eine Woche. Ein Teil des Teams arbeitet während der Übungen an der Simulationspuppe, der andere Teil schaut im Nebenraum über einen Bildschirm zu. Ein Supervisor des BeST koordiniert das Training und bespricht den Verlauf im Anschluss mit den Teams.
Forschungsprojekte mit Industriepartnern
„Im BeST-CAT können die Teams an Leichen trainieren, die ihre Körper der Anatomie der Charité zu diesem Zweck vermacht haben“, erklärte Jöns. Im vergangenen Jahr hat die Anatomie auf diese Weise 130 Humanpräparate erhalten. Zudem wird hier auch mit Modellen aus 3D-Druckern gearbeitet, zum Beispiel mit Wirbelsäulenmodellen, an denen man die Operation der Wirbelsäule üben kann.
„Im Best-TrIK führen wir Forschungsprojekte zusammen mit Industriepartnern durch“, erklärte Kirchner. „Zum Beispiel testen wir hier eine neue Software für Beatmungsgeräte.“
Ein weiteres großes Thema sei die Interoperabilität der OP-Geräte, so Jöns. Während einer OP sei es sehr wichtig, dass die verschiedenen Geräte gut miteinander interagierten. „Das funktioniert meist gut, wenn alle Geräte von einem Hersteller kommen“, sagte Jöns. „Wenn die Geräte aber von verschiedenen Herstellern stammen, ist das oft nicht der Fall. Hier bietet das BeST eine Entwicklungs- und Testumgebung, die es erlaubt, ohne Gefährdung von Patientinnen und Patienten eine mögliche Kaufentscheidung zu treffen beziehungsweise Entwicklung von Medizintechnik früh zu begleiten.“
Interoperabilität der OP-Geräte verbessern
Kirchner nannte ein Beispiel: „Damit kein Lagerungsschaden zum Beispiel korpulenter Patientinnen und Patienten unter der OP entsteht, müssen die OP-Tische die Informationen über die Lagerung direkt auf die Tableaus übertragen.“
Schröder nannte ein anderes Beispiel: „Eine Spritzenpumpe und das Monitoring der Hämodynamik müssen ineinandergreifen. Die Informationen müssen zeitgleich zur Verfügung gestellt werden, um die jeweiligen Effekte der durchgeführten Maßnahmen zu erkennen. Wenn die Maschinen gut miteinander interoperieren, ist der Outcome der OP besser.“
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