Nicht ärztliche Angestellte in MVZ erhalten mehr Fortbildungen als in Praxen

Berlin – Nicht ärztliche Angestellte Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) erhalten häufiger Fortbildungen als solche in Arztpraxen. Zu diesem Ergebnis kommt eine veröffentlichte Untersuchung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi).
Demnach haben nicht ärztliche Mitarbeitende wie Medizinische Fachangestellte (MFA), Medizinisch-technische Assistentinnen und Assistenten (MTA) sowie Praxisassistentinnen und -assistenten im Jahr 2022 in 68 Prozent der Praxen und 85 Prozent der MVZ an Fortbildungen oder anderen Qualifizierungsmaßnahmen teilgenommen.
Die Zahlen basieren auf der Befragung von 2.590 Praxen und 369 MVZ, die das Zi Mitte vergangenen Jahres durchgeführt hatte. Ihnen zufolge wurden durchschnittlich 4,6 Fortbildungen oder Qualifizierungen je Praxis und 9,3 je MVZ wahrgenommen.
Die Gebühren und sonstigen Kosten, die die Praxen und MVZ getragen haben, beliefen sich auf durchschnittlich 814 Euro pro Qualifizierungsmaßnahme. Damit haben Einrichtungen der vertragsärztlichen Versorgung im Schnitt 4.233 Euro für Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen ihrer Mitarbeitenden aufgewendet.
Etwas mehr als ein Fünftel der Qualifizierungsmaßnahmen sei zudem mit einer Gehaltserhöhung einhergegangen. Die für die Qualifizierungsmaßnahmen aufgewendete Zeit sei größtenteils als reguläre Arbeitszeit angerechnet oder den Mitarbeitenden dafür Bildungs- oder Sonderurlaub gewährt worden.
Dabei habe sich aber gezeigt, dass sich Häufigkeit und Umfang von Fortbildungsmaßnahmen nicht ärztlicher Angestellter in Arztpraxen und MVZ signifikant nach Art der Einrichtung und dem Versorgungsbereich unterscheiden.
So wiesen Praxen, die als Berufsausübungsgemeinschaft organisiert sind, mit 73 Prozent höhere Fortbildungsquoten auf als Einzelpraxen mit 67 Prozent. Gleiches gilt für die Anzahl der Maßnahmen. Hier sind es 6,0 zu 4,2 Maßnahmen je Praxis.
Die Fortbildungsquote im hausärztlichen Bereich lag sowohl unter den Praxen als auch unter den MVZ mit 70 Prozent beziehungsweise 87 Prozent signifikant und um etwa vier beziehungsweise neun Prozentpunkte höher als im fachärztlichen Bereich.
„In den hausärztlich tätigen Einrichtungen wurde durchschnittlich etwa eine halbe Maßnahme (Praxen) beziehungsweise eine Maßnahme (MVZ) mehr durchgeführt als in den fachärztlich tätigen Einrichtungen“, schreibt das Zi in seiner Auswertung.
Auch bei einer Betrachtung nach Versorgungsräumen hätten signifikante regionale Unterschiede der Fortbildungsquote festgestellt werden können: So gaben im Versorgungsraum West weniger Praxen und MVZ an, dass ihre nichtärztlichen Angestellten im Jahr 2022 an Fortbildungen oder anderen Qualifizierungsmaßnahmen teilgenommen haben. Ihr Wert lag bei 66 Prozent.
Demgegenüber lag dieser Anteil in den übrigen Versorgungsräumen – Ost, Süd, Nord – zwischen 71 und 73 Prozent. Die Anzahl der Maßnahmen hingegen habe sich nicht signifikant nach Versorgungsraum unterschieden.
Auch mit Blick auf die Art des Regionstyps, also Stadt, Umland oder Land, in denen die Einrichtungen ansässig sind, konnte das Zi keine signifikanten Unterschiede bei der Fortbildungsquote oder der Anzahl von Maßnahmen feststellen.
Mit 66 Prozent in Praxen und 54 Prozent in MVZ sei der überwiegende Teil der durchgeführten Qualifikationsmaßnahmen auf Schulungen entfallen, es folgten Spezialisierungsfortbildungen mit 20 beziehungsweise 26 Prozent und Präventionskurse mit vier beziehungsweise acht Prozent.
Einschränkungen durch Coronapandemie
Mit Blick auf die Zahlen sei jedoch zu beachten, dass das Fortbildungsniveau im Jahr 2022 pandemiebedingt vermutlich geringer ausgefallen sei als gewöhnlich, betont das Zi.
Mehrere Teilnehmende hätten in den schriftlichen Anmerkungen berichtet, dass Fortbildungen im Jahr 2022 pandemiebedingt nicht wie gewohnt angeboten worden seien oder die Praxen sie nicht wie gewohnt umsetzen konnten.
Von den Praxen und MVZ, deren Mitarbeiter nicht an Fortbildungen oder anderen Qualifizierungsmaßnahmen teilgenommen hatten, berichteten 49 Prozent, dass dies der Fall gewesen sei, obwohl der entsprechende Bedarf für derartige Maßnahmen bestanden hätte.
„Für etwa die Hälfte der betreffenden Praxen und MVZ kann somit für das Jahr 2022 eine mangelnde Deckung des Bedarfs an Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen festgehalten werden“, schlussfolgert das Zi. Unter den MVZ liege der Anteil sogar bei etwa 65 Prozent.
Unabhängig von Organisationsform oder Versorgungsbereich könnten für die mangelnde Bedarfsdeckung vor allem drei wichtige Gründe identifiziert werden. Jeweils mindestens 48 Prozent der Praxen und MVZ hätten angegeben, dass eine Freistellung für die Maßnahmen nicht möglich war, die Mitarbeiter Gründe gegen die Maßnahme anführten oder dass der Aufwand für Planung und Organisation zu hoch gewesen sei.
Die wichtigsten Hemmnisse waren also organisatorische und personelle Engpässe sowohl seitens der Praxen und MVZ sowie seitens der Mitarbeiter. Hohe Kosten für die Maßnahmen oder ein Mangel an Mitarbeitern mit Bleibeperspektive hätten hingegen keine große Rolle gespielt. Beide Faktoren hatten weniger als 20 Prozent der betroffenen Praxen und MVZ als Grund angegeben.
„Obwohl die Praxen medizinische Fachangestellte ausbilden, suchen sie zunehmend nach qualifiziertem nichtärztlichem Personal – immer häufiger ohne Erfolg“, erklärt der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried. „Dazu passt, dass auch intensive Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in den Praxen, oft verbunden mit Gehaltserhöhungen, immer seltener zu einer nachhaltigen Personalbindung führen.“
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