Niedersachsen und Bremen wollen Korrektur der Bedarfsplanung
Hannover/Bremen – Steigende Geburtenraten haben den Bedarf an Kinderärzten erhöht. Die Wartezimmer seien überfüllt, der Unmut der Eltern wachsen, und Kinder- und Jugendärzte arbeiteten am Limit, sagte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Detlef Haffke. Das Problem sei, dass es rein statistisch in fast allen Regionen eine Überversorgung gebe. „Lediglich im Landkreis Cloppenburg und im Landkreis Nienburg/Weser kann sich jeweils ein weiterer Kinderarzt niederlassen“, so Haffke.
Aus Sicht vieler Mediziner führen die derzeitigen Bedarfsplanungsregeln zu Problemen. „Es muss bei den Verhältniszahlen nachgebessert werden“, sagt Haffke und verweist darauf, dass in Niedersachsen ein Kinderarzt je nach Region für 2.405 bis 4.372 Kinder zuständig ist. Bei der Planung werde nicht berücksichtigt, dass heute viel mehr Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen empfohlen und von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt werden als früher. „Die Intensität der Behandlung jedes einzelnen Kindes nimmt massiv zu“, sagte er.
Bedarfsplanung anpassen
Zudem verlangen Kindergärten und Schulen ärztliche Bescheinigungen, damit etwa vormals erkrankte Kinder die Einrichtungen wieder besuchen können. Als weiteres Problem sieht Haffke, dass sich immer mehr Kinderärzte auf Fachgebiete spezialisieren. „Solche Praxen fallen dann für die normale medizinische Grundversorgung aus.“
Die KVN fordert angesichts der Entwicklung, die Bedarfsplanung an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Darüber hinaus müsse sie flexibler werden. Kinder- und Jugendarztpraxen müssten dort sein, wo Eltern sie brauchten, vor allem in den dicht besiedelten Großstadtvierteln oder auch auf dem Land.
Aus Bremen gibt es ähnliche Forderungen. „Die Tätigkeit von Kinderärztinnen und Kinderärzten hat sich verändert“, sagte Bremens Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD). „Wir brauchen deshalb dringend eine neue Bedarfsplanung auf Bundesebene, die der Realität in den Arztpraxen entspricht. Ich bin froh, dass der vorliegende Entwurf des Koalitionsvertrags das Thema aufgreift.“
Die Verbesserung der medizinischen Versorgung von Kindern ist ein bundesweites Thema. „Die aktuelle Bedarfsplanung für kinder- und jugendärztliche Praxen entspricht nicht dem viel größeren tatsächlichen Bedarf“, schrieben etwa Vertreter des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte sowie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin 2017 in einem gemeinsamen Positionspapier, das auch Handlungsempfehlungen für die Politik enthält.
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