NIH: Studien zur Therapie von Long COVID begonnen

Bethesda – Die National Institutes of Health (NIH) in den USA haben gestern bekannt gegeben, dass sie erste klinische Phase-2-Studien gestartet haben, in denen Therapien gegen Long COVID evaluiert werden sollen. „Wir sind hier, um einen relevanten Meilenstein der RECOVER Initiative zu vermelden“, sagte Lawrence Tabak, amtierender NIH-Direktor vorgestern auf einer Pressekonferenz.
Die RECOVER (Researching COVID to Enhance Recovery) Initiative ist ein großes nationales Forschungsprogramm in den USA mit dem Ziel Long COVID zu verstehen, zu behandeln und vorzubeugen.
Zunächst würden vier potenzielle Therapien in zwei Studien überprüft, so Tabak, weitere Untersuchungen mit mindestens sieben anderen Behandlungen sollten in den nächsten Monaten hinzukommen.
„Wir haben erkannt, dass wahrscheinlich mehr als eine Lösung erforderlich ist“, betonte Walter Koroshetz, Direktor des NIH National Institute of Neurological Disorders and Stroke und einer der Leiter der RECOVER-Initiative. Basierend auf den Erfahrungen der Teilnehmenden aus früheren RECOVER-Studien seien stringente klinische Studienplattformen entwickelt worden, um Therapien für die verschiedenen Symptomcluster identifizieren zu können.
Gewählt wurde das adaptive Plattformdesign, um gegebenenfalls nicht effektive Therapien austauschen zu können, berichtete die Studienleiterin des RECOVER Clinical Trials Data Coordinating Centers Kanecia Zimmerman vom Duke Clinical Research Institute. Für jeden Interventionsarm seien 100 bis 300 Teilnehmende vorgesehen.
Bei den beiden aktuellen Studien stehen zum einen die Therapie der Viruspersistenz und zum anderen die Behandlung von kognitiven Störungen im Fokus. In der RECOVER-VITAL-Studie (NCT05965726) wird die Therapie mit Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid) über zwei verschiedene Zeiträume (15 und 25 Tage) mit einer Kontrollgruppe hinsichtlich einer Symptombesserung verglichen.
In der RECOVER-NEURO-Studie (NCT05965739) geht es um die Therapie der kognitiven Störungen, die im Rahmen von Long COVID auftreten können. Dazu gehören etwa „Gehirnnebel” (brain fog), Gedächtnisprobleme oder Aufmerksamkeitsstörungen. Hier stehen webbasierte Trainingsprogramme wie BrainHQ und PASC sowie ein Gerät zur transkraniellen Gleichstromstimulation auf dem Prüfstand.
Weitere Studien sind geplant. In der RECOVER-SLEEP-Studie geht es zum einen um die Therapie der Hypersomnie und zum anderen um die Behandlung von Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Die RECOVER-AUTONOMIC-Studie zielt auf die Therapie von Störungen des autonomen Nervensystems, darunter das posturale Tachykardiesyndrom (POTS). Eine fünfte Studie wird entwickelt, in der die Behandlung der Belastungsintoleranz und der Fatigue im Vordergrund stehen.
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