Politik

Initiative zu Long COVID soll mehr Unterstützung für Betroffene bieten

  • Mittwoch, 12. Juli 2023
Karl Lauterbach (SPD, re.), Bundesminister für Gesundheit, Carmen Scheibenbogen, Leiterin Immundefektambulanz an der Charité, und Bernhard Schieffer, Klinikdirektor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin des Universitätsklinikums Marburg /picture alliance, Bernd von Jutrczenka
Karl Lauterbach (SPD, re.), Bundesminister für Gesundheit, Carmen Scheibenbogen, Leiterin Immundefektambulanz an der Charité, und Bernhard Schieffer, Klinikdirektor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin des Universitätsklinikums Marburg /picture alliance, Bernd von Jutrczenka

Berlin – Eine Initiative für eine verbesserte Versorgung von an Long COVID Erkrankten wurde heute vom Bun­desgesundheitsministerium (BMG) vorgestellt. Neben einem sowohl an Patienten wie auch Ärzte gerichteten Informationsportal soll hierzu insbesondere ein Forschungsprogramm beitragen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigte an, dass das BMG die versorgungsnahe Forschung zu Long COVID ab 2024 mit 21 Millionen Euro fördern werde. Dies „trotz der prekären Haushaltslage“, wie er betonte. Zusätzlich sollen über den Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) weitere Forschungsprojekte gefördert werden – hierfür stehen beim G-BA 20 Millionen Euro zur Verfügung.

Lauterbach hatte bei einer Veranstaltung der Zeit im April angekündigt, 100 Millionen Euro für die Forschung zur Long-COVID-Versorgung investieren zu wollen und dies in den Haushaltsplanungen einzubringen. Bun­des­­finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte diese Summe aber nicht freigegeben.

Lauterbach verwies zudem darauf, dass im Rahmen entsprechender G7-Pläne, auf deutsche Bestrebungen hin eine Forschungsinitiative zu Long COVID aufzulegen, ebenfalls mit Geldern für die Wissenschaft zu rechnen sei.

Angesichts des bislang noch immer zu verzeichnenden Mangels an durchschlagenden Therapieansätzen – die Lage sei „schlechter“ als vor einiger Zeit erhofft – und des „komplexen Bildes“ bei den Folgeschäden, forciere man nun die strukturierte Forschung, so Lauterbach. Sobald man wirkungsvolle Therapie- beziehungsweise Versorgungsangebote identifiziere, werde man schnell reagieren und diese in die Regelfinanzierung überfüh­ren.

Um einen Austausch zwischen den verschiedenen vom Thema berührten Akteuren, also Betroffene, Experten, Versorger oder auch Krankenkassen, zu ermöglichen, soll im September zu einem Runden Tisch eingeladen werden. Lauterbach zufolge werden hierbei auch Vertreter der Pharmaindustrie erwartet.

Von dieser forderte Carmen Scheibenbogen, Leiterin der Immundefektambulanz an der Berliner Charité, mehr Engagement bezüglich der Beteiligung an klinischen Studien ein.

Auch Lauterbach zeigte sich enttäuscht – bislang würden seitens der Pharmaindustrie „viel zu wenig“ finan­zielle Ressourcen auf die Forschung an medikamentösen Therapieansätzen gegen Long COVID konzentriert. Er werde versuchen, dies „anzuschieben“ und zugleich die Rahmenbedingungen für die Durchführung von klinischen Studien zu verbessern.

Scheibenbogen verwies auf ein weiteres Problem: Die Vorstellung, dass es sich bei Long COVID um eine rein psychosomatische Erkrankung handle, sitze tief. Die Fachinformationen, die das Portal biete, könnten dazu beitragen, die Basisversorgung durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zu verbessern. Eine gute hausärzt­liche Versorgung könne zumindest bestimmte Symptome lindern und so ein Stück Lebensqualität zurück­geben.

„Bilden wir uns gemeinsam weiter“, unterstützte Bernhard Schieffer, Klinikdirektor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin des Universitätsklinikums Marburg, diese Idee. Auch Lauter­bach hofft darauf, dass das mit dem Portal transportierte Fachwissen einen weiteren Ausbau der Versorgungs­angebote – etwa in Form von Spezialsprechstunden – bewirkt.

Sowohl Schieffer als auch Scheibenbogen begrüßten die BMG-Initiative als wichtiges Signal. Klar sei aber auch, dass perspektivisch eine noch nachhaltigere Finanzierung der Long COVID Forschung nötig sei.

Schieffer sprach in diesem Zusammenhang von einer „Dekade des Strukturaufbaus“. Der Weg hin zu einer umfassenden Versorgung, welche dann auch die andernfalls drohenden „desaströsen“ volkswirtschaftlichen Folgen vermeiden könne, habe gerade erst begonnen.

aha

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