Ausland

Nordkorea verkündet Sieg über Coronavirus

  • Donnerstag, 11. August 2022
Diese von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA zur Verfügung gestellte undatierte Aufnahme zeigt Kim Jong Un, Machthaber von Nordkorea, im Rahmen eines Treffens, bei dem er den Sieg über COVID-19 erklärt und eine Lockerung der Präventivmaßnahmen anordnet./picture alliance, KCNA, KNS
Diese von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA zur Verfügung gestellte undatierte Aufnahme zeigt Kim Jong Un, Machthaber von Nordkorea, im Rahmen eines Treffens, bei dem er den Sieg über COVID-19 erklärt und eine Lockerung der Präventivmaßnahmen anordnet./picture alliance, KCNA, KNS

Seoul/Pjöngjang – Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat das Coronavirus in seinem Land für ausgerottet erklärt. Kim habe feierlich den Sieg im Kampf um die Ausmerzung des „neuen Coronavirus“ verkündet, be­richteten die Staatsmedien heute.

Der Machthaber gab demnach die Erklärung gestern in Pjöngjang bei einem nationalen Treffen zu den Maß­nahmen gegen die Epidemie ab. Seine Schwester Kim Yo Jong deutete beim selben Treffen an, dass ihr Bruder selbst an COVID-19 erkrankt war. Er habe unter hohem Fieber gelitten, hieß es. Erst vor drei Monaten hatte das streng abgeschottete Land erstmals einen Coronaausbruch bestätigt.

Kim Jong Un gab den Berichten zufolge außerdem bekannt, dass die Schutzmaßnahmen unter dem „maxima­len Viruspräventionssystem“ wieder gelockert werden. Der Erfolg könne aber nur festgehalten werden, wenn „die stahlharte antiepidemische Barriere aufrechterhalten und die Arbeit bis zum Ende der globalen Gesund­heitskrise intensiviert“ werde, wurde er zitiert.

Trotzdem bedeutet Kims Erklärung nach Ansicht von Beobachtern auch, dass Nordkorea den Handel mit dem großen Nachbarland China nun wieder verstärken könnte, um dringend benötigte Nahrungsmittel und Materi­a­lien zu importieren. Kim hatte im Mai einen landesweiten Lockdown angeordnet.

Es war nach wie vor unklar, wie viele Coronainfektionen es in Nordkorea tatsächlich gegeben hat, denn laut Experten verfügt das Land über keine ausreichenden Testkapazitäten. Mitte Mai hatte Nordkorea zum ersten Mal offiziell Infektionen mit dem Krankheitserreger bestätigt und einen epidemischen Ernstfall für den Staat ausgerufen. Allerdings sprach das Land seitdem von „Fieberfällen“. Seit fast zwei Wochen meldete es dann keinen solchen Fall mehr.

Das Land brüstet sich damit, die weltweit niedrigste Letalitätsrate in der Coronapandemie – also das Verhält­nis der Anzahl der Todesfälle zur Anzahl der Infektionen – vorweisen zu können. Nach offiziellen Angaben wurden seit Ende April fast 4,8 Millionen Fieberfälle unter den fast 26 Millionen Einwohnern verzeichnet. Es habe 74 Todesopfer gegeben. Experten zweifeln die Zahlen jedoch an.

„Über die Datensammlung des Landes ist kaum etwas bekannt, so dass es unklar ist, wie zuverlässig die Zah­len sind“, schrieben etwa Experten der auf Nordkorea spezialisierten Nachrichtenseite „38 North“ des Stimson Center in den USA.

Die einflussreiche Schwester Kim Jong Uns nutzte das Treffen in Pjöngjang erneut dazu, Südkorea zu kritisie­ren und das Nachbarland für den Ausbruch verantwortlich zu machen. Sie warf der Regierung in Seoul vor, zu­zulassen, dass Aktivisten riesige Gasballons, die mit Flugblättern gegen Pjöngjang gerichtet seien, aus Südko­rea über die Grenze in Richtung Norden senden.

Dadurch könne sich das Virus verbreiten. „Was zählt, ist die Tatsache, dass die südkoreanischen Marionetten noch immer Flugblätter und verunreinigte Objekte auf unser Territorium ausstoßen“, wurde sie von den Staats­medien zitiert. Sie drohte Südkorea mit Vergeltungsmaßnahmen.

Das Vereinigungsministerium in Seoul äußerte sein Bedauern über diese „unbegründete Behauptung“ Kims. Beobachter vermuten, sie könnte mit diesen Vorwürfen versuchen, mögliche Schuldzuweisungen wegen des Coronaausbruchs gegen die Führung zu zerstreuen. Seit vergangenem Jahr gilt in Südkorea ein Gesetz, wo­nach das Versenden von Flugblättern und anderer Objekte an der militärischen Demarkationslinie zwischen beiden Ländern verboten ist.

dpa

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