Notfallmediziner warnen vor Verzögerungen bei Krankenhausreform

Augsburg – Sollte es bei der geplanten Krankenhausreform weitere Verzögerungen geben, wäre dies für die Notaufnahmen „verheerend“. Davor warnte Christoph Dodt, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin München Klinik Bogenhausen, anlässlich einer Pressekonferenz zum Auftakt der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA).
Komme die „dringendst“ benötigte Reform nicht, werde die ungesteuerte Bereinigung der Krankenhausstrukturen weiterlaufen, so Dodt. Dies betreffe dann eben nicht nur die Krankenhausträger – gerade für Patientinnen und Patienten sei eine solche Entwicklung „gefährlich“.
Harald Dormann, Chefarzt der zentralen Notaufnahme am Klinikum Fürth und Vizepräsident der DGINA, verwies ebenfalls auf die Bedeutung einer gelungenen Krankenhausreform. Die im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) vorgesehene Implementierung einer Leistungsgruppe Notfallmedizin müsse zwingend umgesetzt und „auskömmlich“ finanziert werden.
Nur so sei es möglich, die zu erwartende „massive Belastung“ der verbleibenden Krankenhausstandorte zu stemmen. Derzeit sei man für eine Zentralisierung der notfallmedizinischen Versorgungsangebote „überhaupt nicht gewappnet“. Und: Die aktuell laufende kalte Strukturbereinigung sorge schon jetzt dafür, dass die ohnehin stark belasteten Notfallkliniken zusätzlich unter Druck geraten, so Dormann. Er appellierte an die Politik, den Wandel der Krankenhauslandschaft positiv zu gestalten.
Die DGINA bekräftigte im Vorfeld der Jahrestagung zudem Forderungen bezüglich einer Einführung einer Facharztweiterbildung Notfallmedizin. Weiterbildungen, die nur Teilaspekte der Notfallmedizin abdecken, könnten nicht die Anforderungen an eine moderne Notfallmedizin erfüllen.
Martin Pin, Chefarzt der Klinik für Notfall- und Akutmedizin am Florence Nightingale Krankenhaus in Düsseldorf und Präsident der DGINA, betonte, die Professionalisierung der Notfallversorgung müsse weiter vorangetrieben werden. Deutschland hänge hier im Vergleich mit anderen Ländern hinterher. Dabei könne eine entsprechende Facharztschiene das Gesamtsystem effizienter machen.
In einem aktuellen Papier der DGINA heißt es dazu unter anderem, notfallmedizinisch spezialisierte Ärztinnen und Ärzte mit generalistischer Ausbildung könnten die Rolle von Schnittstellenmanagern übernehmen und so die Ressourcen anderer Fachrichtungen schonen.
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