Notaufnahmen vor allem von hochaltrigen Patienten frequentiert

Berlin – Die Notaufnahmen in Deutschland werden vor allem von hochaltrigen Patienten besucht. Das zeigt eine aktuelle Studie des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) und Christian Karagiannidis, Intensivmediziner und Mitglied der Regierungskommission Krankenhäuser.
Rund ein Drittel der untersuchten Fälle nutzten Rettungsmittel, also etwa einen Krankentransportwagen oder Rettungswagen, um in die Notaufnahme zu kommen. Menschen, die mit dem Rettungsdienst in die Notaufnahme kamen, waren dabei im Durchschnitt älter, als diejenigen die zu Fuß kamen.
Und: Mehr als 30 Prozent der Fälle, die per Rettungsdienst eingeliefert wurden, hatten nur einen Erkrankungsschweregrad von niedrig oder mittel. Für die Analyse wurden zwei Millionen Krankenhausfälle der Barmer aus dem Jahr 2022 verwendet. Die Barmer versichert rund 8,7 Millionen Menschen in Deutschland.
„Es ist auffällig, dass sehr viele 80 bis 90-Jährige mit allen Rettungsmitteln in die Notaufnahmen kommen. Je nach Rettungsmittel kommen bis zu 20 Prozent aller Patientinnen und Patienten zudem aus Pflegeheimen“, sagte Karagiannidis dem Deutschen Ärzteblatt. Das zeige ein nicht unerhebliches Versorgungsproblem und dringenden Handlungsbedarf im präklinischen Bereich.
Bessere Versorgungsmöglichkeiten für zuhause
„Benötigt werden gute Sozialstrukturen für Ältere, damit sie nicht bei jeder eher leichten Erkrankung direkt ins Krankenhaus kommen müssen. Entsprechend braucht es auch mehr Maßnahmen, um sie zuhause besser behandeln zu können“, betonte der Leiter des ARDS und ECMO-Zentrums an der Lungenklinik Köln-Merheim/ Universität Witten/Herdecke. „Treat at home“ sei eines der wichtigsten Zukunftskonzepte für das Gesundheitssystem.
Karagiannidis erklärte weiter: „Sehr auffällig ist auch, dass bis zu 25 Prozent der Menschen, die in die Notaufnahme kommen, am gleichen Tag wieder nachhause gehen. Zudem kommen viele nur leicht erkrankte Patientinnen und Patienten in die Notaufnahmen der Kliniken.“ Diese Ergebnisse verdeutlichten großes Ambulantisierungspotenzial, betonte er.
Weitere Erkenntnisse zur Nutzung der Rettungsdienste und Situation in den Notaufnahmen, etwa ob es Unterschiede zwischen Land und Stadt oder auch zwischen den Bundesländern gibt, sollen noch folgen, kündigte er an.
Eine Reform der Rettungsdienste und Notfallversorgung ist geplant. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte bereits vor Monaten erklärt, diese soll direkt nach der geplanten Krankenhausreform umgesetzt werden. Einer aktuellen Übersicht über Gesetzesvorhaben aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) zufolge soll ein Referentenentwurf zur Notfallreform noch im ersten Halbjahr 2024 vorgelegt werden.
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