Nutzen eines digitalen Sehtrainings für Kinder nicht ausreichend belegt

Köln – Kinder und Jugendliche mit einer entwicklungsbedingten Sehstörung profitieren wahrscheinlich kaum von einem computergestützten Sehtraining. Zu diesem Ergebnis kommt eine Arbeitsgruppe aus Deutschland und Österreich unter Federführung des Instituts für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg nach einer Sichtung der vorliegenden Studien zum Thema.
Auftraggeber der Meta-Analyse ist das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Interessierte können den Bericht der Arbeitsgruppe bis zum 13. September kommentieren.
Grundlage für die Arbeit ist die Frage einer Bürgerin im Rahmen des „Themencheck Medizin“. Die Mutter eines sehbeeinträchtigten Kindes fragte, in welchen Situationen Kinder und Jugendliche mit Sehproblemen von einem Sehtraining profitieren könnten.
Die vom IQWiG beauftragte Arbeitsgruppe hat für ihre Nutzenbewertung ausschließlich Studien zur Wirkung von digitalem Sehtraining bei Schwachsichtigkeit (Amblyopie) identifiziert.
Dabei standen solche Trainings im Vordergrund, die ein mehrwöchiges digitales Sehtrainingsangebot meist per Video im Wohnumfeld der betroffenen Kinder vorsahen. Zum Nutzen von analogen Sehtrainings ohne PC-Unterstützung lagen keine verwertbaren Studienergebnisse vor.
Für das Kriterium „bestkorrigierte Sehschärfe des schwächer sehenden Auges“ fanden die Wissenschaftler in einzelnen Studien zwar einen Vorteil zugunsten des digitalen Sehtrainings im Vergleich zu keinem Training, einem Scheintraining oder zur Okklusionsbehandlung – die gemessenen Sehschärfen-Unterschiede bei diesen Vergleichen waren aber so gering, dass sie die Sehleistungen der Betroffenen kaum verbesserten.
Für das Kriterium „räumliches Sehen“ zeigte keine Studie einen Anhaltspunkt für einen höheren Nutzen des digitalen Trainings – weder im Vergleich zu keinem Training, noch zum Scheintraining oder zur Okklusionsbehandlung.
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