Öffentliche Defibrillatoren werden seltener genutzt als erwartet

Berlin – Automatisierte externe Defibrillatoren (AED) haben sich in der Öffentlichkeit bewährt, wenn sie zum Einsatz gekommen sind. Dies ist jedoch seltener der Fall, als die Fachöffentlichkeit erwartet hat. Zu dieser Einschätzung kommt die Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK).
Bei einem Kollaps von Personen in der Öffentlichkeit können AED selbständig das EKG messen und eine Intervention vorschlagen: Bei Kammerflimmern geben sie einen Schock ab, bei Asystolie empfehlen sie eine manuelle Herzdruckmassage. Liegt der Bewusstlosigkeit des Betroffenen kein Herzproblem zugrunde, so zeigt der AED dies ebenfalls an und verabreicht keinen Schock.
Geräte kaum verwendet
Weltweit wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche AED-Projekte gestartet und viele öffentliche Plätze wie U-Bahnstationen, Freibäder und Sportstadien mit den Geräten ausgestattet. „Angesichts der bisherigen Erfahrungen lässt sich die Frage, ob die Anschaffung einer möglichst großen Anzahl von AED ein Erfolg war, nur schwer eindeutig beurteilen“, sagte Hans-Joachim Trappe von der Medizinischen Klinik II der Ruhr-Universität Bochum jetzt bei den Herztagen der DGK in Berlin.
Laut Trappe werden die AED in Deutschland seltener eingesetzt als erwartet. So wurde etwa der Landtag von Nordrhein-Westfalen bereits 2003 mit AED ausgestattet und mehr als 50 Angestellte im Umgang mit diesen Geräten geschult, doch kam es bis heute unter mehr als einer Million Besuchern nicht zu einem einzigen AED-Einsatz. Auf dem Rhein-Main-Flughafen Frankfurt sind mittlerweile mehr als 80 Geräte verfügbar. In den Jahren 2003 bis 2015 wurden mehr als 500 Millionen Passagiere abgefertigt. Es kam aber nur bei 25 Personen zu Reanimationen unter AED-Einsatz. Woran das liegen könnte, dazu gibt es keine Erkenntnisse.
„Es ist unbestritten, dass der AED ein sicheres therapeutisches Konzept ist, ein gefährliches Kammerflimmern zu beenden. Auch die Handhabung eines AED ist sicher, die Schockabgaben bei Kammerflimmern adäquat und Fehlentladungen nicht möglich. Insofern wurden die Erwartungen sicher erfüllt“, so Trappes Bewertung. Der Kardiologe empfiehlt, das Konzept der AED in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und auch das Bewusstsein für konventionelle Maßnahmen wie die Herzdruckmassage zu schärfen. „Dann wird es gelingen, mehr Menschen vor einem plötzlichen Herztod zu bewahren“, so Trappe.
Laut DKG beträgt bei Patienten, die innerhalb einer Klinik Kammerflimmern entwickelten, die Überlebensrate 24 Stunden nach dem Ereignis 55 Prozent, wenn der Defi-Schock maximal zwei Minuten nach dem Erkennen der Situation abgegeben wurde. Vergingen mehr als zwei Minuten, seien die Chancen signifikant schlechter, hieß es aus der Fachgesellschaft.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: