Vermischtes

Ökonomisches Einsparpotenzial durch geriatrische Reha

  • Freitag, 28. November 2025
/contrastwerkstatt, stock.adobe.com
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Berlin – Um die Pflegeversicherung zu entlasten, sollte die geriatrische Reha gestärkt werden. Dafür setzt sich der Bundesverband Geriatrie ein. Nach einem Akutereignis oder bei chronischen Erkrankungen lasse sich ein Pflegebedarf mit einer geriatrischen Rehabilitation häufig vorbeugen, so der Verband.

„Wenn es um die Pflege alter und hochaltriger Menschen geht, wird der positive Einfluss der geriatrischen Rehabilitation häufig vergessen“, sagte Dirk van den Heuvel, Geschäftsführer des Bundesverbands Geriatrie. „Dabei ist erwiesen, dass sie Pflegebedarf vermeiden, verzögern oder stabilisieren kann. Dies gilt insbesondere in einer relativ frühen Phase, das heißt bei einem noch geringen Pflegebedarf.“

Wie der Verband betont, konnten Gutachter eine deutliche Verzögerung der Pflegebedürftigkeit feststellen, wenn eine Reha-Maßnahme entsprechend zielgerichtet eingesetzt wird. Auch der Barmer Pflegereport von 2014 habe einen dämpfenden Effekt der geriatrischen Rehabilitation auf die Wahrscheinlichkeit des Pflegeeintritts konstatiert.

Das Dictum „Reha vor Pflege“ ist seit 1989 im Sozialgesetzbuch verankert und wurde zuletzt durch die Gesundheitsreform 2007 bestätigt. Dennoch finde sich dieser gesetzliche Grundsatz bislang längst nicht umfassend in der Praxis wieder, bemängelt der Verband.

Der Grund liege möglicherweise auch darin, dass Pflegekassen nicht als Rehabilitationsträger agieren könnten. „Derzeit ist die Krankenversicherung organisatorisch und wirtschaftlich für die Rehabilitationsleistung zuständig – der ökonomische Benefit ergibt sich jedoch auf Seiten der Pflegeversicherung“, sagte van den Heuvel.

Dem Verband zufolge mangelt es deshalb an wirtschaftlichen Anreizen für gesetzliche Krankenkassen, präventive und rehabilitative Maßnahme für ihre Versicherten zu finanzieren. Dadurch gerate völlig aus dem Blickfeld, dass auf diese Weise sowohl Pflegebedürftigkeit verhindert als auch Gesundheitsausgaben vermindert werden könnten.

Auch im Bereich der Krankenversicherung kann sich laut dem Bundesverband Geriatrie ein ökonomisches Einsparpotenzial ergeben. Mit einer geriatrischen Rehabilitation lasse sich etwa der „Drehtüreffekt“ in der Akutbehandlung vermeiden.

„In Anbetracht der gesundheitsökonomischen Herausforderungen liegen hier wichtige Ressourcen, die im Rahmen des Zukunftspaktes Pflege dazu beitragen können, die Zunahme der Pflegebedürftigkeit zu bewältigen“, erklärte van den Heuvel.

„Und jenseits aller ökonomischen Erwägungen darf man den persönlichen Benefit für den einzelnen Menschen nicht aus dem Blick verlieren – niemand ist gerne pflegebedürftig, sodass ein Gewinn an Selbstständigkeit einen großen persönlichen Mehrwert bedeutet.“

Die Ergebnisse des Barmer Pflegereports 2025 zeigen, dass sich seit der Einführung des Pflegestärkungsgesetzes im Jahr 2017 die Anzahl der Pflegebedürftigen auf 5,7 Millionen fast verdoppelt hat. Die durch die Pflegereform ausgelöste Leistungsausweitung habe zum Anstieg der Ausgaben für die Pflegeversicherung geführt. Steigende Inzidenzen zeigten sich dabei insbesondere in Pflegegrad 1.

nfs/EB

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