Patienten nutzen verstärkt ambulanten Bereitschaftsdienst

Berlin – Die Zahl der Notfallpatienten, die am oder im Krankenhaus betreut werden, ist seit 2016 rückläufig. Das geht aus einer Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hervor. Die Autoren analysieren darin die Entwicklung der ambulanten Notfallversorgung von 2009 bis 2020.
Danach ist die Gesamtzahl der Notfallbehandlungen im Krankenhaus bis 2019 um rund 265.000 Fälle auf 19 Millionen Fälle pro Jahr gesunken. Grund dafür ist ein Rückgang der ambulant im Krankenhaus behandelten Notfälle. Bis 2019 sank diese Zahl auf 10,27 Millionen pro Jahr.
Gleichzeitig stiegen die durch niedergelassene Haus- und Fachärzte behandelten ambulanten Notfälle von 8,76 Millionen im Jahr 2016 auf 9,05 Millionen Fälle in 2018 um rund 290.000 Fälle an. 2019 gab diese Zahl dann wieder auf insgesamt 8,82 Millionen Behandlungsfälle nach.
„Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Wir sehen eine Trendumkehr bei der Inanspruchnahme von Notfallversorgungsressourcen in Deutschland – weg von den Notfallambulanzen, hin zum ärztlichen Bereitschaftsdienst“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried. Er kritisierte, zahlreiche politische Diskussionsbeiträge gingen von der Annahme aus, immer mehr Versicherte würden selbstständig die Notaufnahmen der Kliniken aufsuchen.
„Diese Annahme ist nicht mehr richtig“, stellte er klar. Mit ihren Initiativen für eine niedrigschwellige telefonische Terminvermittlung für Akutfälle sowie mit der Einrichtung von Bereitschaftspraxen an oder in der Nähe von Krankenhäusern gelinge es den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) vielmehr, die ambulante Inanspruchnahme der Krankenhausnotaufnahmen immer weiter zu senken, so der Zi-Vorstandsvorsitzende.
Die KVen hätten in ganz Deutschland bislang rund 830 Bereitschaftspraxen eingerichtet, von denen rund 660 am Krankenhaus oder in unmittelbarer Krankenhausnähe angesiedelt seien. Dies entspreche einer Bereitschaftspraxis an mehr als der Hälfte (58 Prozent) der an der gestuften Notfallversorgung teilnehmenden Krankenhäuser.
Laut dem Zi besteht eine Arbeitsteilung zwischen den Versorgungsbereichen: Notaufnahmen behandelten überwiegend Unfälle und Verletzungen, der ärztliche Bereitschaftsdienst Infektionskrankheiten, chronische Krankheiten, aber auch kleinere Wunden und Verletzungen.
„Durch gezielte Verbesserungen der Arbeitsteilung zwischen Praxen und Krankenhäusern in den Regionen könnten weitere Entlastungen der Notaufnahmen erreicht werden“, erklärte von Stillfried.
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