Pflege: Brandenburg und NRW setzen auf Quartiersentwicklung
Potsdam/Düsseldorf – Wenn Menschen pflegebedürftig werden, packen meistens Angehörige an. Später kommen oft auch professionelle Helfer hinzu. Die Herausforderungen in einer älter werdenden Gesellschaft werden größer. Nicht zuletzt, weil Menschen meistens im vertrauten Umfeld alt werden wollen, auch wenn sie pflegebedürftig sind.
In Brandenburg beispielsweise werden 78 Prozent aller Pflegebedürftigen im eigenen Zuhause von Angehörigen oder mit Hilfe von ambulanten Pflegediensten versorgt, betonte heute Sozialministerin Diana Golze (Linke). Ihrer Meinung nach liegt die Zukunft der Pflege im Quartier. „Dort, wo die Menschen leben und alt werden wollen, brauchen wir kleine dezentrale Lösungen“, sagte sie. Ziel sei es jedoch, Pflegebedürftigkeit zu vermeiden und zu verzögern. Aktive und sozial gut eingebundene Menschen hätten ein geringeres Risiko, pflegebedürftig zu werden.
Mit der 2015 in Brandenburg gestarteten Pflegeoffensive werden unter anderem Kommunen unterstützt, entsprechende Angebote zu unterbreiten. Mit Akteuren vor Ort sollen notwendige Strukturen geschaffen werden. Das Land stellt dafür seit 2016 pro Jahr jeweils eine Million Euro bereit. Erfolgreich hat sich aus Sicht von Golze die Zahl von Betreuungsplätzen in der Tagespflege entwickelt, was Angehörige entlastet. 2013 habe es 3.698 Plätze gegeben, 2015 bereits 4.500. Vier Prozent der Pflegebedürftigen nutzten das – im Bundesdurchschnitt waren es 2,6 Prozent.
Auf eine altengerechte Quartiersentwicklung setzt auch das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter in Nordrhein-Westfalen (NRW). Das Ministerium unterstützt daher Städte und Gemeinden beim Aufbau einer kommunalen Altenberichterstattung, zum Beispiel durch Beratungsangebote, Workshops und die Vorstellung gelungener Praxisbeispiele.
Kommunen benötigten Informationen, wie ihre älteren Bürger wohnen wollten, welche Kultur- oder Mobilitätsangebote sie nutzten oder was sie vermissten, um auch bei Pflegebedarf im vertrauten Wohnumfeld bleiben zu können, heißt es. Es müssten Daten vorliegen, wie sich die Altersstruktur in Stadtteilen oder Dörfern entwickelt, denn der demografische Wandel verlaufe in NRW unterschiedlich.
„Wer Quartiere gestalten will, die auch für Menschen über 60 Jahre lebenswert sind, muss wissen, was sie brauchen und was ihnen fehlt“, sagte Ministerin Barbara Steffens zur Eröffnung der Fachtagung „Kommunale Altenberichterstattung in NRW“ in Düsseldorf. Nur mit detailliertem Wissen über die Situation vor Ort sei eine zukunftsorientierte Entwicklung möglich, könnten Gelder wirtschaftlich eingesetzt werden und kommunale Mitarbeiter zielorientiert arbeiten. „Den Kommunen kommt eine Schlüsselrolle zu, denn auf lokaler Ebene wird unmittelbar deutlich, was ausgebaut oder verändert werden muss“, erklärte Steffens.
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