Pflege nutzt digitale Technik noch zu selten
Köln – Die Pflege in Deutschland nutzt noch zu selten die Vorteile digitaler Technik. Ein vom Bundesgesundheitsministerium beauftragtes Konsortium empfiehlt deshalb in einer heute in Köln veröffentlichten Studie, eine bundesweite „Initiative ePflege“ zu gründen, die Wissenschaftler, Industrie, Pflegepraktiker, Pflegebedürftige und Angehörige vernetzt und die Entwicklung und Anwendung digitaler Techniken in der Pflege voranbringt.
Eine „Geschäftsstelle ePflege“ soll durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen alle Beteiligten besser informieren und miteinander ins Gespräch bringen. Leuchtturmprojekte sollen die Möglichkeiten der quartiersnahen Vernetzung von Leistungsempfängern und Dienstleistern des Gesundheits- und Pflegewesens deutlich machen und erfolgreiche Beispiele öffentlichkeitswirksam vorstellen.
Durch technische Systeme sollen ältere Menschen künftig länger in ihren eigenen vier Wänden leben können. Digitale Medien können den Aufwand für Bürokratie bei Pflegediensten und in Heimen verringern und den Pflegekräften mehr Zeit für menschliche Zuwendung freischaufeln. Laut Studie haben sich aber bislang weder die Pflegeberufe noch Industrie und Wissenschaft als Treiber für eine Digitalisierung in der Pflege hervorgetan.
Bei der im Rahmen der Studie durchgeführten Onlinebefragung von 63 bedeutenden Akteuren im Pflegebereich gaben 68 Prozent an, sich mit Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zu befassen. 49 Prozent haben mindestens ein Projekt durchgeführt und 40 Prozent verfügen nach eigenen Angaben über ein Konzept zum Einsatz von IKT in der Pflege. 90 Prozent der Befragten planen, sich zukünftig verstärkt mit IKT in der Pflege auseinanderzusetzen.
49 Prozent der IKT-Projekte haben die ambulante Pflege im Blick, nur sieben Prozent befassen sich mit der stationären Pflege und sechs Prozent mit beiden Bereichen. Projekte im Bereich der ambulanten Pflege befassen sich häufig (41 Prozent) mit der Sicherheit und Autonomie Pflegebedürftiger zu Hause. Dabei geht es etwa um Fußmatten oder Matratzen mit integrierten digitalen Sensoren. Die Studie kritisiert, dass neue Lösungen und Produkte häufig von Technikern gestaltet werden und die Interessen der Leistungsempfänger nur selten eingebunden werden.
Dem Konsortium gehören die Roland Berger GmbH, das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung und die Pflegewissenschaftliche Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar an.
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