Pflegebonus: Arbeit der Medizinischen Fachangestellten nicht vergessen
Frankfurt – Dass Medizinische Fachangestellte (MFA) in der Diskussion um den Pflegebonus unerwähnt bleiben, stößt weiter auf Kritik. Der Präsident der Landesärztekammer Hessen, Edgar Pinkowski, bezeichnete dies als „völlig unverständlich“. Durch den Einsatz niedergelassener Ärzte und von MFA hätten sechs von sieben Coronapatienten in der Pandemie ambulant versorgt werden können, erinnerte er.
Aber der Bonus für die Pflegekräfte – und möglichst auch für MFA – ist dem Kammerpräsidenten zufolge keine langfristige Lösung: „Dass die Diskussion zur Aufwertung der Pflegeberufe nicht mehr höhere Löhne oder verbesserte Arbeitsbedingungen, sondern nur noch eine einmalige Zahlung in den Fokus nimmt, die sich zudem einzig in der Altenpflege niederschlagen soll, ist ein Armutszeugnis“, stellte der hessische Ärztekammerpräsident fest.
Auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) des Bundeslandes fordert einen Bonus für die MFA: „Deutschland und Hessen stehen deshalb in der Bewältigung der Coronakrise vergleichsweise so gut da, weil die ambulante Versorgung einen höchst effizient arbeitenden Schutzwall um die Krankenhäuser gebildet hat, die so Kapazitäten für die Versorgung der Intensivpatienten hatten“, sagten die Vorstandsvorsitzenden der KV, Frank Dastych und Eckhard Starke. „Die Systemrelevanz der MFA zu übersehen, wäre ein schwerer Fehler der Politik“, warnten sie.
Eine Anerkennung fordert auch der Verband medizinischer Fachberufe. Die Mitglieder 26. Bundeshauptversammlung haben dazu am vergangenen Wochenende in Göttingen in einer Resolution gefordert, die besonderen Leistungen von Mitarbeitenden in Arzt-, Tierarzt- und Zahnarztpraxen während der Coronapandemie ebenfalls mit einem angemessenen finanziellen Bonus zu würdigen.
„Die ärztliche und zahnärztliche Versorgung und Betreuung der Patienten konnte während der ersten Welle der Coronapandemie nur durch die zuverlässige und verantwortungsvolle Mitarbeit der Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten aufrechterhalten werden“, sagte die Präsidentin des Verbandes, Hannelore König.
Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, hatte sich zuletzt zurückhaltend zur grundsätzlichen Wirkung des Bonus geäußert. „Die Prämie ist eine gut gemeinte Anerkennung. Doch sie löst auf Dauer keines der Probleme der Pflege“, sagt der Pflegeexperte. Es brauche vielmehr verlässliche Vorgaben für die Personalausstattung und einen vernünftigen Flächentarifvertrag, der für attraktive Arbeitsbedingungen und höhere Löhne sorge, so Westerfellhaus.
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