Ärzteschaft

Pflegebonus: Arbeit der Medizinischen Fachangestellten nicht vergessen

  • Mittwoch, 15. Juli 2020

Frankfurt – Dass Medizinische Fachangestellte (MFA) in der Diskussion um den Pflege­bonus unerwähnt bleiben, stößt weiter auf Kritik. Der Präsident der Landesärzte­kammer Hessen, Edgar Pinkowski, bezeichnete dies als „völlig unverständlich“. Durch den Einsatz nieder­gelassener Ärzte und von MFA hätten sechs von sieben Coronapatienten in der Pan­demie ambulant versorgt werden können, erinnerte er.

Aber der Bonus für die Pflegekräfte – und möglichst auch für MFA – ist dem Kammer­prä­sidenten zufolge keine langfristige Lösung: „Dass die Diskussion zur Aufwertung der Pfle­geberufe nicht mehr höhere Löhne oder verbesserte Arbeitsbedingungen, sondern nur noch eine einmalige Zahlung in den Fokus nimmt, die sich zudem einzig in der Alten­pflege niederschlagen soll, ist ein Armutszeugnis“, stellte der hessische Ärztekammer­präsident fest.

Auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) des Bundeslandes fordert einen Bonus für die MFA: „Deutschland und Hessen stehen deshalb in der Bewältigung der Coronakrise ver­gleichsweise so gut da, weil die ambulante Versorgung einen höchst effizient arbeiten­den Schutzwall um die Krankenhäuser gebildet hat, die so Kapazitäten für die Versorgung der Intensivpatienten hatten“, sagten die Vorstandsvorsitzenden der KV, Frank Dastych und Eckhard Starke. „Die Systemrelevanz der MFA zu übersehen, wäre ein schwerer Feh­ler der Politik“, warnten sie.

Eine Anerkennung fordert auch der Verband medizinischer Fachberufe. Die Mitglieder 26. Bundeshauptversammlung haben dazu am vergangenen Wochenende in Göttingen in ei­ner Resolution gefordert, die besonderen Leistungen von Mitarbeitenden in Arzt-, Tier­arzt- und Zahnarztpraxen während der Coronapandemie ebenfalls mit einem angemesse­nen finanziellen Bonus zu würdigen.

„Die ärztliche und zahnärztliche Versorgung und Betreuung der Patienten konnte wäh­rend der ersten Welle der Coronapandemie nur durch die zuverlässige und verantwor­tungsvolle Mitarbeit der Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten auf­recht­er­halten werden“, sagte die Präsidentin des Verbandes, Hannelore König.

Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, hatte sich zuletzt zurückhaltend zur grundsätzlichen Wirkung des Bonus geäußert. „Die Prämie ist eine gut gemeinte Anerkennung. Doch sie löst auf Dauer keines der Probleme der Pflege“, sagt der Pflegeexperte. Es brauche vielmehr verlässliche Vorgaben für die Personalausstattung und einen vernünftigen Flächentarifvertrag, der für attraktive Arbeitsbedingungen und höhere Löhne sorge, so Westerfellhaus.

hil

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