Politik

Pflegerat legt Forderungen zur Stärkung der Pflege vor

  • Donnerstag, 28. September 2023
Christine Vogler /Jan Pauls, Deutscher Pflegetag
Christine Vogler /Jan Pauls, Deutscher Pflegetag

Berlin – Bessere Bildung und Arbeitsbedingungen, mehr politische Mitbestimmung und Optionen der Über­tragung von Heilkundetätigkeiten. Das fordert der Deutsche Pflegerat (DPR) für die Profession Pflege. Die Politik müsse die Pflege in den „Mittelpunkt des Handelns“ stellen, betonte Christine Vogler, Präsidentin des DPR, heute im Rahmen der Eröffnung des Deutsches Pflegetages.

„Seit vielen Jahren richten wir uns wieder und wieder mit Forderungen an die Bundesregierung und zeigen den Handlungsbedarf auf, um die Pflege zukunftssicher zu machen. Und diese Forderungen sind begründet – durch nationale und internationale Studien, durch Beispiele aus anderen Ländern und mit sorgenvollem Blick auf die demografische Situation“, sagte Vogler.

Man müsse das Potenzial der beruflich Pflegenden nutzen, um die Pflege- und Gesundheitsversorgung auch künftig zu sichern. Vogler betonte, auch die gesellschaftliche Haltung zum Thema Pflege müsse sich ent­scheidend ändern. Dies betreffe nicht zuletzt auch die notwendige Diskussion um die Sicherstellung einer ausreichenden Finanzierung.

Daneben brauche es aber auch mehr Befugnisse für Pflegefachpersonen – die Übertragung von Heilkunde­tätigkeiten sei unerlässlich. „Wir müssen moderne und versorgungsrelevante neue Berufsbilder wie die Com­munity Health Nurse oder die Schulgesundheitspflege einführen“, so Vogler.

Diese Position unterstützend verwies sie auf Ergebnisse einer aktuellen forsa-Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung. Demnach stimmten 73 Prozent der Befragten zu, dass mehr Verantwortung an Pflegefachper­so­nen übertragen werden sollte.

Zudem würden durchlässige und bundesweit gültige Pflegebildungsstrukturen benötigt. Hier wirke der Föde­ralismus eher „wie eine Bremse“, kritisierte die DPR-Präsidentin. Weiterbildungsangebote und Studiengänge an Hochschulen müssten aber dringend ausgebaut werden.

„Wir werden nicht auskommen, ohne dass wir auch das Studium stärken“, hob auch Bundesgesundheitsminis­ter Karl Lauterbach (SPD) hervor, der in diesem Jahr wieder die Schirmherrschaft des Pflegetages übernomm­en hatte. Es sei eine „absurde Idee“, den Bereich allein mit der Ausbildung abdecken zu wollen.

Die heutige Pflege sei sehr komplex und beinhalte verschiedene Themen, die miteinander in Einklang ge­bracht werden müssten. Neben klassisch ausgebildeten Pflegekräften brauche es einen großen Anteil stu­dierten Pflegepersonals, das in der Lage sei, weitere Aufgaben zu übernehmen.

Dringend notwendig sei es außerdem, die Pflege an die Digitalisierung anzuschließen. Insbesondere für die Patientenüberwachung sei dies für das Personal unentbehrlich und bedeute in vielen Fällen eine große Arbeitserleichterung, betonte Lauterbach.

Zu den Arbeitsbedingungen äußerte sich auch der Deutsche Pflegerat. Diese müssten weiter verbessert wer­den – nur so könne man dem zunehmenden Fachkräftemangel in der Pflege begegnen. Unter anderem fordert der Pflegerat 4.500 Euro Einstiegsgehalt. Zudem sollten sich weitere Lohnbestandteile an den Qualifikationen und Arbeitsbereichen der Pflegefachpersonen orientieren.

„Außerdem müssen wir die Voraussetzungen schaffen, dass Pflegefachpersonen auch unter erschwerten Be­dingungen gut arbeiten können“, sagte Vogler. So müssten Personalbemessungsverfahren konsequent umge­setzt werden. Zudem seien umfassende Entbürokratisierungsmaßnahmen notwendig.

In Richtung der Politik richtete der Pflegerat die Forderung nach mehr Beteiligung an politischen Entschei­dungs­prozessen. Selbstverwaltungsstrukturen im Bund und in allen Ländern in Form von Pflegekammern würden einen unverzichtbaren Schritt für die Pflege darstellen.

aha/nfs

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