Pflegeheime belegen wegen Personalmangel noch weniger Betten
Berlin – Obwohl es immer mehr Pflegebedürftige gibt, nimmt die Zahl der belegten Betten in den Pflegeeinrichtungen weiter ab. Eine Befragung des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) in 3.000 Einrichtungen ergab, dass die Heime im vergangenen Jahr trotz der hohen Nachfrage nach Plätzen durchschnittlich nur zu 87 Prozent ausgelastet waren. Grund sei der Personalmangel.
„Vor dem Personalmangel haben wir jahrelang gewarnt“, sagte bpa-Präsident Bernd Meurer der Bild-Zeitung. Jetzt sei ein echter Angebotsmangel daraus geworden. „Während die Zahl der Pflegebedürftigen massiv weiter steigt, erleben wir einen Rückbau der pflegerischen Infrastruktur. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen finden oftmals nicht mehr die Versorgung, die sie brauchen und wollen“, sagte er.
Laut Pflegestatistik waren Ende 2019 noch 90,6 Prozent der Betten in Pflegeheimen belegt. Um den Personalmangel zu lindern, müssten die Pflegeschulen gestärkt und die Ausbildungsorganisation vereinfacht werden, forderte Meurer. Internationale Pflegekräfte müssten mit schlanken Anerkennungsverfahren so einfach und schnell wie möglich in den Versorgungsalltag gebracht werden.
Bereits im Frühjahr hatte der evangelische Wohlfahrtsverband Diakonie eine Analyse veröffentlicht, nach der immer mehr Altenheime und ambulante Pflegedienste Kunden zurückweisen müssen. Laut der Umfrage bei 655 Pflegeeinrichtungen und Diensten der Diakonie mussten 72 Prozent der Pflegeheime und 91 Prozent der ambulanten Dienste in den vergangenen sechs Monaten Leistungen aus personellen Gründen einschränken.
Konkret lehnten 89 Prozent der ambulanten Pflegedienste Neukunden bisweilen ab. In der stationären Pflege konnten 56,49 Prozent der Träger Betten in den vergangenen sechs Monaten nicht belegen; 50 Prozent gaben als Grund fehlendes Personal an.
Als wichtigste Ursache für den Personalmangel ermittelte die Umfrage kurzfristige Erkrankungen (73 Prozent), die Nichtbesetzung offener Personalstellen (67 Prozent) und langfristige Erkrankungen (66 Prozent). 25 Prozent nannten auch die Verrentung von Personal ein Problem, dass sich dramatisch verschärfen dürfte.
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