Pflegerat will heilkundliche Aufgaben an Community Health Nurses übertragen

Berlin – Der Deutsche Pflegerat unterstützt die Berufung von Community Health Nurses (CHN) in möglichst allen Kommunen in Deutschland. Er hat deshalb einen runden Tisch für seine Mitgliedsverbände eingerichtet und ein gemeinsames Positionspapier veröffentlicht.
„Die CHN ist eine speziell ausgebildete Pflegefachperson, die Menschen jeden Alters sowie deren Zugehörige in den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention, Selbststärkung, sozialer Teilhabe und Gesundheitsversorgung begleitet, versorgt und berät“, heißt es darin.
Sie können laut dem Verband bei den Menschen vor Ort erste Ansprechpartner bei chronischen oder Mehrfacherkrankungen, bei einer Behinderung oder bei Pflegebedarf sein und damit eine Schlüsselposition in der Gesundheitsversorgung einnehmen.
„CHN sind ein wichtiger Brückenpfeiler. Mit ihrer Hilfe kann die medizinische und pflegerische Versorgung in Deutschland stabilisiert, entlastet und ausgebaut werden“, sagte Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats. Die CHN sei ein international anerkanntes Berufsbild, welches eine kompetente primäre Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung sichern könne.
„Deutschland braucht neue Antworten und flexible Versorgungsmodelle, um den Herausforderungen zu begegnen“, heißt es im Positionspapier. Das beinhalte „eine Neuordnung der Kompetenzzuschnitte der beteiligten Gesundheitsberufe“ – die neuen CHN sollten daher selbständig heilkundlicher Tätigkeiten übernehmen können, fordert der Deutsche Pflegerat.
Dies ist laut dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) jedoch ein Irrweg. „Der Pflegerat geht in seinem Positionspapier von falschen Prämissen aus“, kritisierte dessen Vorstandsvorsitzender Dominik von Stillfried. Mehr als 55.000 Hausärzte hätten unterstützt durch mehr als 135.000 Medizinische Fachangestellte allein im vierten Quartal 2021 mehr als 57,6 Millionen gesetzlich krankenversicherte Patienten betreut.
Mit mehr als 12.000 besonders qualifizierten, nichtärztlichen Praxisassistenten (NÄPAs) und Versorgungsassistenten in der Hausarztpraxis (VERAHs) hätten die Hausarztpraxen bereits nahezu flächendeckend eine aufsuchende Versorgungsstruktur geschaffen, die insbesondere der Betreuung chronisch Kranker und immobiler Patienten diene.
Das Zi sieht die Gefahr von Doppelstrukturen. Der Vorteil des deutschen Modells besteht laut dem Institut darin, dass durch die Praxiseinbindung Schnittstellen zur ärztlichen Versorgung minimiert würden. Aber auch wenn in Teilen Deutschlands künftig Arztsitze nicht mehr besetzt werden könnten, sei die CHN kein Ersatz.
„Anstatt neue und letztlich teure Versorgungsschnittstellen zu etablieren, sollte die Politik die Rahmenbedingungen für Arztpraxen verbessern, damit Verah/Näpa und perspektivisch auch Physician Assistants noch stärker gefördert und eingebunden werden können“, sagte Stillfried.
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