Pharmaindustrie drängt auf mehr Aufklärung über Antibiotikaresistenzen

Berlin – Nur 38 Prozent der 18- bis 29-Jährigen wissen, dass Antibiotika ausschließlich gegen bakterielle Infektionen wirken. In der Gesamtbevölkerung liegt dieser Wert bei 50 Prozent. Diese Zahlen hat der Verband Pharma Deutschland im Vorfeld des 17. Europäischen Antibiotikatages am 18. November veröffentlicht.
„Besonders besorgniserregend ist, dass fast die Hälfte der jungen Erwachsenen Antibiotika bei Erkältungen für wirksam hält – ein gefährlicher Irrtum“, warnte Elmar Kroth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbandes.
Auch beim Thema Resistenzen zeigten sich Defizite: Während in der Gesamtbevölkerung 81 Prozent über die Gefahr von Antibiotikaresistenzen informiert sind, liegt dieser Wert bei den 18- bis 29-Jährigen bei nur 63 Prozent.
Die Befragung offenbart zudem bedenkliche Verhaltensweisen: Mehr als ein Viertel der Befragten hat danach schon einmal Antibiotika ohne ärztliche Verschreibung eingenommen, 40 Prozent bewahren vorsorglich angebrochene Packungen im Arzneimittelschrank auf.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten bis 2050 bis zu zehn Millionen Menschen von multiresistenten Erregern betroffen sein. „Um dieser Entwicklung zu begegnen, brauchen wir einen ganzheitlichen Ansatz“, betonte Kroth.
Neben der Aufklärung der Bevölkerung seien eine schnellere und präzisere Diagnostik nötig sowie bessere Hygienemaßnahmen. „Für die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit Antibiotika braucht es zudem eine gesicherte Produktion in Deutschland oder Europa“, sagte er.
Aktuell gebe es in Europa aber nur noch einen einzigen Hersteller von Antibiotikawirkstoffen für die Grundversorgung. „Um die Versorgungssicherheit durch heimische Produktionen zukünftig zu gewährleisten, sind höhere Festbeträge für Antibiotika und staatliche Förderung für neue Produktionsstandorte unerlässlich“, so Kroth.
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