Unterausschuss für Globale Gesundheit: Deutliche Warnungen vor Antibiotikaresistenzen

Berlin – Mit dem Thema Antibiotikaresistenzen beschäftigte sich gestern der Unterausschuss für Globale Gesundheit im Bundestag. „Die globale Ausbreitung von antimikrobiellen Resistenzen stellt eine wachsende Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar“, betonte einleitend Andrew Ullmann (FDP), Vorsitzender des Unterausschusses. Nötig seien deshalb präventive Ansätze auf „allen Ebenen.“
Die Sachverständige Katharina Schaufler, Leiterin der Abteilung Epidemiologie und Ökologie Antimikrobieller Resistenz am Helmholtz-Institut für One Health in Greifswald, verwies auf die „enormen Auswirkungen“ der Einführung von Antibiotika auf die Medizin. Nun stehe man aber am Beginn einer „post-antimikrobiellen Ära“.
Schon jetzt sehe man eine massive und schnelle Verbreitung von beispielsweise antimikrobiell resistenten Bakterien, so Schaufler. Zugleich stocke die Neuentwicklung von Antibiotika.
Dies lasse sowohl die Sterblichkeit als auch die Kosten für die Gesundheitssysteme steigen. So seien laut den aktuellsten Zahlen im Jahr 2021 weltweit 1,14 Millionen Menschen an antimikrobiell resistenten Bakterien verstorben – diese Zahl drohe laut Prognosen bis 2050 auf jährlich knapp zwei Millionen Tote zu klettern.
Gegenmaßnahmen sollten unter anderem die Stärkung von Antibiotic-Stewardship-Programmen, des One-Health-Ansatzes sowie von Forschung an neuen Antibiotika umfassen, betonte Schaufler. Zu letzterem merkte sie an, dass unter Umständen staatliche Forschungsförderung sinnvoll sein könne.
Aufgrund der Besonderheiten von Antibiotika – sparsamer Einsatz bei hohen Entwicklungskosten – sei diese Forschungsrichtung für die Pharmaindustrie eher wenig attraktiv. Zudem gelte es, auch Alternativen zu klassischen Antibiotika in den Blick zu nehmen – die Phagenforschung biete beispielsweise Chancen.
Auch neue Antibiotika dürften nur als „Teil eines Gesamtpaketes“ betrachtet werden, betonte Laura Jung, Infektiologin am Universitätsklinikum Leipzig. Eine „extrem starke Rolle“ komme der Infektionsprävention innerhalb der Gesundheitssysteme zu. Mit umfassenden Hygienemaßnahmen ließen sich Infektionen verhindern, bevor sie entstünden, was wiederum eine Verringerung des Antibiotikaeinsatzes ermögliche.
Auch ein noch rationalerer Einsatz von Antibiotika müsse befördert werden, so Jung. Sinnvoll seien in diesem Zusammenhang gezielte Schulungen, ein Verschreibungsmonitoring sowie die Entwicklung von „klaren Behandlungsrichtlinien“. Hierbei sei zu beachten, dass bei all diesen Maßnahmen eine starke internationale Zusammenarbeit notwendig sei.
Jung verwies hierzu beispielhaft darauf, dass nur in zwei Prozent der Labore in Ländern der Sub-Sahara-Region die Möglichkeit bestehe, detaillierte Erregertestungen durchzuführen. Dies fördere den ungesteuerten Einsatz von Breitbandantibiotika, was auch für den Rest der Welt „bedrohlich“ sei.
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