Physiotherapie kann Hüftgelenksersatzoperation hinauszögern und Schmerzen reduzieren

Köln – Eine physiotherapeutische Behandlung kann grundsätzlich eine Operation für einen Hüftgelenksersatz (Hüft-TEP) hinauszögern und Beschwerden wie Schmerzen reduzieren. Das berichtet ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Federführung des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck.
Die Arbeitsgruppe hat die Fragestellung im Rahmen des ThemenCheck Medizin im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht. Die Fragestellungen des ThemenChecks gehen auf Bürgervorschläge zurück.
Die Wissenschaftler identifizierten 14 Studien zu der Frage, ob Physiotherapie bei Hüftarthrose eine Hüft-TEP verzögern oder vermeiden oder zumindest die Symptome beeinflusst kann. In diesen Studien wird ein breites Spektrum physiotherapeutischer Interventionen untersucht: von multifunktionellen Übungen zum Training von Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit über Patientenschulungen zum Selbstmanagement bis hin zu einer Behandlung mittels regelmäßiger warmer Bäder.
Die Autorinnen und Autoren des Berichts konnten die Ergebnisse von sieben dieser Studien aus methodischen Gründen nicht verwerten. Zudem sei das Verzerrungspotenzial der eingeschlossenen Studien hoch.
Trotz der teilweise fehlenden Daten und Mängeln der Studien kommen die Autorinnen und Autoren des Berichtes zu dem Schluss, dass physiotherapeutisch angeleitete Übungen zum Training von Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer im Vergleich zu einer Versorgung ohne diese Programme das Risiko für einen Hüftgelenkersatz 2,5 Jahre (zwei Studien) beziehungsweise 4,5 Jahre (eine Studie) nach Therapieende reduzieren können. Dabei zeigten sich günstige Effekte vor allem bei einem frühem Therapiebeginn im Krankheitsverlauf.
Physiotherapeutisch angeleitete Kräftigungs-, Flexibilitäts- und Ausdauerübungen, für die im Bericht positive Ergebnisse berichtet werden, bilden nur ein kleines Spektrum der physiotherapeutischen Versorgung ab. „Zur Beantwortung der Frage, ob Physiotherapie eine Operation verzögern oder vermeiden kann, müssten auch weitere physiotherapeutische Interventionen über einen ausreichend langen Zeitraum untersucht werden“, betont die Arbeitsgruppe.
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