Implantation von Hüftgelenken: Klinikwahl kann Risiko für Komplikationen deutlich senken

Berlin – Das Risiko für Komplikationen bei der Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes kann durch die Wahl eines Krankenhauses mit guten Qualitätsergebnissen deutlich gesenkt werden. Das zeigt eine aktuelle Analyse von knapp 125.000 Operationen von AOK-Versicherten aus den Jahren 2020 bis 2022 durch das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) auf Basis des Verfahrens zur Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR).
Der Analyse zufolge war bei den Hüftgelenksimplantationen aufgrund von Arthrose eine Gesamtkomplikationsrate von 5,7 Prozent zu verzeichnen. Im Fünftel der Krankenhäuser mit den schlechtesten Ergebnissen lag die Komplikationsrate bei 10,4 Prozent, während sie im Fünftel der Krankenhäuser mit den besten Ergebnissen mit nur 3,2 Prozent sehr viel geringer war.
„Im Bereich der Endoprothetik sehen wir nach wie vor große Unterschiede zwischen den an der Versorgung beteiligten Krankenhäusern bei den Fallzahlen und damit auch in der Routine der jeweiligen Fachabteilung. Diese Unterschiede spiegeln sich in unseren Auswertungsergebnissen wider“, kommentierte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, die Daten.
Aktuell sei es daher vor einer solchen planbaren Operation für Patienten und für die einweisenden Ärzte lohnenswert, sich über die Qualitätsergebnisse der Kliniken in der jeweiligen Region zu informieren. Reimann wies auf den Gesundheitsnavigator der AOK als eine wertvolle Informationsquelle hin.
Durch die anstehende Krankenhausreform werde sich die qualitätsorientierte Konzentration hoffentlich auch im Bereich der Endoprothetik beschleunigen, so Reimann weiter. Wie eine Zusatzanalyse des WIdO zeige, profitierten nordrhein-westfälische Krankenhäuser, die im QSR-Verfahren eine überdurchschnittliche Qualität bescheinigt bekommen haben, von der dortigen Krankenhausreform.
Während insgesamt nur jeder zweite Krankenhausstandort in Nordrhein-Westfalen (NRW) mit einer entsprechenden Endoprothetikversorgung eine Zuweisung erhalten soll (126 von 235 Standorten), sind es bei den Krankenhausstandorten mit überdurchschnittlicher QSR-Qualität in der elektiven Hüftendoprothetik 81 Prozent (22 von 27 Standorten).
„Das macht deutlich, dass die Verantwortlichen in NRW hier auf dem richtigen Weg sind und dass am Ende dieses Prozesses eine Verbesserung der Behandlungsqualität für die Patientinnen und Patienten stehen kann“, betonte Reimann.
In die Auswertung des WIdO sind die Abrechnungsdaten von 124.186 Fällen von AOK-Versicherten eingeflossen, die in den Jahren 2020 bis 2022 ein Hüftgelenksimplantation erhielten. Die Fälle wurden auch im Jahr 2023 „nachbeobachtet“, um Komplikationen innerhalb eines Jahres nach der OP auswerten zu können.
Alle Daten wurden anonymisiert ausgewertet, sodass keine Rückschlüsse auf einzelne Versicherte möglich sind. Zudem wurden bei der Analyse im Rahmen einer Risikoadjustierung auch unterschiedliche Patienteneigenschaften wie Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen berücksichtigt.
Zusammen mit den Ergebnissen zu den Hüftgelenksimplantationen wurden im AOK-Gesundheitsnavigator auch Qualitätsergebnisse für zwölf weitere Behandlungen freigeschaltet.
Dies sind die Operation nach hüftgelenksnahen Oberschenkelbruch, Hüftprothesenwechsel, die Implantation eines künstlichen Kniegelenkes, Knieprothesenwechsel, Gallenblasenentfernung bei Gallensteinen, Blinddarmentfernung, Mandeloperation, Leistenbruch-OP, Operation bei gutartiger Prostatavergrößerung und zur Prostataentfernung bei Prostatakrebs, therapeutische Herzkatheter (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt sowie kathetergestützte Aortenklappen-Implantationen (TAVI).
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