Pinkowski kritisiert Anspruchsdenken von Patienten

Frankfurt am Main – Der Präsident der Landesärztekammer Hessen kritisiert das Anspruchsdenken vieler Patienten. Zu viele Menschen erwarteten vom Gesundheitssystem „alles für jeden zu jeder Zeit“, sagte Edgar Pinkowski. Eine solche „Flatrate-Mentalität“ könne sich die Medizin weder finanziell noch personell leisten.
Leider gingen die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) genau in diese Richtung. Im Zuge der geplanten Krankenhausreform seien sogenannte integrierte Notfallzentren im Gespräch, die auf eine 24-Stunden-Versorgung im ambulanten System hinausliefen. „Das kann nicht sein, dass man eine Parallelstruktur einzieht zwischen Praxen und Krankenhäusern“, sagte Pinkowski.
Er sieht auch die Gefahr, „dass mehr Angebot mehr Nachfrage weckt“. Schon heute setzten sich viele Menschen lieber am Wochenende oder abends in die Notaufnahme, statt einen Hausarzt aufzusuchen. „Hier braucht es Maßnahmen zur gezielten Steuerung.“ Pinkowski schlägt ein „Ersteinschätzungsverfahren“ vor, wie es in Dänemark praktiziert werde.
Dort müssten Patienten eine erste telefonische Ersteinschätzung durchlaufen, bei der mittels eines standardisierten Ersteinschätzungsverfahrens das Risiko beurteilt werde. Auf dieser Basis werde entschieden, welche Maßnahme angemessen sei. Ohne vorherige Kontaktaufnahme sei der Zugang zur Notaufnahme nicht möglich.
Ähnliche Versuche in Deutschland hätten immer gut funktioniert, etwa mit einem „gemeinsamen Tresen“ von Krankenhausnotaufnahme und Ärztlichem Bereitschaftsdienst, die nachts und am Wochenende Tür an Tür arbeiteten.
Pinkowski sieht auch die Krankenkassen in der Pflicht, die Versicherten besser aufzuklären, wer wann mit welcher Art Beschwerden welche Stelle im Gesundheitssystem aufsuchen sollte.
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