Pneumologen und Psychologen für unverzügliches Werbeverbot für E-Zigaretten

Berlin – Erste Langzeitergebnisse zum Konsum von E-Zigaretten haben die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) dazu veranlasst, von der Bundesregierung unverzüglich ein umfassendes Werbeverbot zu fordern. Der aktuelle Beschluss der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sei „nicht akzeptabel“.
Demnach soll im Frühjahr 2020 ein Werbeverbot auf Außenflächen wie Plakatwänden für herkömmliche Tabakprodukte ab 2022 beschlossen werden. Für Tabakerhitzer soll das Verbot ab 2023, für E-Zigaretten erst ab 2024 gelten.
„Diese langfristigen und gestaffelten Übergangszeiten bis zum Inkrafttreten der Werbeverbote sind für uns als Fachgesellschaft unverständlich und nicht akzeptabel, besonders bei der jetzt offenkundigen erheblichen Gesundheitsschädlichkeit von E-Zigaretten“, sagte Michael Pfeifer, Präsident der DGP.
Ein Team um Stanton Glantz von der Universität von Kalifornien in San Francisco hatte herausgefunden, dass Anwender von E-Zigaretten, die bei einer Befragung 2013/14 noch keine Atemwegserkrankungen angegeben hatten, diese in den Folgejahren bis 2016 häufiger angaben als Nicht-Anwender von E-Zigaretten.
Das Risiko war aber geringer als für Raucher von Tabakzigaretten. 167 von 1.116 aktuellen E-Zigaretten-Konsumenten berichteten über Atemwegserkrankungen; bei den Zigarettenrauchern waren es 660 von 1.114.
Aus den Ergebnissen schlussfolgerte Glantz zudem, dass die Risiken von E-Zigaretten und Tabakzigaretten (Dual-Use) sich vermutlich verstärken. „Bei Zigarettenrauchern, die gleichzeitig E-Zigaretten konsumieren, verdreifacht sich das Risiko im Vergleich mit Nierauchern und Niedampfern“, erklärte Robert Loddenkemper als Vertreter der DGP.
Das geplante Vorgehen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion würde „der Industrie im Falle von E-Zigaretten noch ganze vier Jahre lang erlauben, ihre süchtig und krank machenden Produkte anzupreisen“, warnte Pfeifer. Wie auch die Grünen fordert die DGP deshalb dringlich von der Politik, das Werbeverbot auch für E-Zigaretten ohne lange Übergangszeiten möglichst zeitnah umzusetzen.
Diesem Anliegen schließt sich jetzt auch der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) an. „Es muss sofort und umfassend verhindert werden, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene durch Tabakwerbung zu einer schwerwiegenden Sucht mit tödlichen Folgeerkrankungen animiert werden“, sagte BDP-Expertin Susanne Berwanger. Zudem sollten die im Entwurf der CDU/CSU-Bundestagsfraktion vorgesehenen Ausnahmeregelungen, die nur der Industrie gefallen dürften, weitestgehend entfallen, ergänzt die DGP.
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