Polnische Pflegekräfte wegen Pandemie stark belastet

Berlin – Die Pandemie hat polnische Pflegekräfte in Deutschland physisch und psychisch stark belastet. Zugleich habe sich das System der häuslichen Pflege durch sie als erstaunlich stabil erwiesen. Zu diesem Ergebnis kommt die heute veröffentlichte Analyse des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung in Berlin.
„Während der ersten Welle der Pandemie sind die meisten von uns befragten polnischen Betreuungskräfte einfach hiergeblieben oder, trotz Reisebeschränkungen und Hygieneauflagen, weiter aus Polen eingereist“, erklärte Studienleiterin Magdalena Nowicka.
„So hat sich die Coronapandemie kaum auf ihre Einkommen oder ihre Arbeitszeit ausgewirkt. Diese Ausnahmesituation hat viele von ihnen aber physisch und psychisch stark belastet und viele Vermittlungsagenturen auch vor erhebliche Probleme gestellt.“
Die Beschäftigungsverhältnisse der befragten polnischen Betreuungskräfte seien prekär. Sie arbeiteten im Durchschnitt elf Stunden am Tag, hätten wenig Freizeit und erhielten einen effektiven Stundenlohn, der deutlich unter dem mittleren Nettostundenlohn in Deutschland liege.
Die Coronakrise habe nicht dazu beigetragen, „einen Wandel hin zu einem legalen und gerechten Pflege- und Betreuungssystem zu bewirken“, bilanzieren die Wissenschaftler. Hier sei der Gesetzgeber gefordert.
Viele Familien in Deutschland greifen bei der Pflege älterer Angehöriger auf Betreuungskräfte aus Osteuropa zurück, deren Zahl auf zwischen 400.000 bis 700.000 geschätzt wird. Die meisten von ihnen kämen aus Polen, seien weiblich und ohne Vertrag beschäftigt, so die Untersuchung.
Überwiegend lebten sie mit der Person, die sie versorgten, in deren Haushalt zusammen. Oft arbeiten demnach auch mehrere Betreuungskräfte in Teams, wechseln sich ab und pendeln in einem bestimmten Turnus zwischen Deutschland und ihrem Herkunftsland.
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