Praxen wollen Müll reduzieren und Ressourcen effektiver einsetzen

Berlin – Die Praxen in Deutschland wollen Ressourcen effektiv einsetzen und Abfall reduzieren. Dazu ist es aber nötig, die Hygieneanforderungen an die Praxen pragmatisch und einheitlich zu gestalten. Darauf weist die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hin.
„Das Thema Hygiene wird immer wichtiger – auch in Arztpraxen. Dem kommen die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen selbstverständlich nach“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KBV, Stephan Hofmeister.
Für den effizienten Einsatz von Ressourcen sei es aber von entscheidender Bedeutung, die Besonderheiten der Praxen zu berücksichtigen. „Nur so können die Niedergelassenen bei dem wichtigen Thema Hygiene auch ressourcenschonend arbeiten“, betonte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende.
Die KBV hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI mit einem Gutachten zum Thema „Ressourcenschonende Hygiene“ beauftragt. Ziel war, Handlungsspielräume zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs zu identifizieren – ohne Einbußen bei Patientensicherheit oder Arbeitsschutz.
Das Gutachten analysiert unter anderem die 16 Medizinhygieneverordnungen der Länder. Ergänzt wurde die Untersuchung durch eine Online-Befragung und Fokusgruppeninterviews mit Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen.
Es zeigte sich: Die Hygienevorgaben für Praxen orientieren sich stark an stationären Einrichtungen, während konservativ tätige Praxen in keiner Verordnung explizit berücksichtigt werden. Ressourcenschonung oder Umweltwirkungen sind laut dem Gutachten in keiner Verordnung thematisiert.
Die Online-Befragung ergab, dass viele Hygienemaßnahmen als überdimensioniert empfunden werden. 44 Prozent der Befragten hielten die Hygienepläne für zu weitreichend.
Kritisiert wurden unter anderem praxisferne bauliche Vorgaben und fehlende Möglichkeiten zur Anpassung an spezifische Praxissituationen. Auch die Informationslage wurde bemängelt – häufig herrsche Unsicherheit bei der praktischen Umsetzung von Vorgaben.
Laut dem Gutachten sollten Medizinhygieneverordnungen überarbeitet und stärker auf den ambulanten Sektor zugeschnitten werden.
Nötig sei zudem eine bessere Hygieneausbildung im Medizinstudium, praxisspezifische Schulungen, finanzielle Unterstützung bei baulichen Maßnahmen und ein ökologisches Siegel für Arztpraxen. Auch Hersteller sollten Verantwortung übernehmen und Angaben zum ökologischen Fußabdruck ihrer Produkte liefern, so die Gutachter.
„Generell gilt: Ständig neue Anforderungen und praxisferne Bestimmungen rauben den Niedergelassenen wichtige Zeit für ihre Patientinnen und Patienten. Auch beim Thema Hygiene müssen wir dringend Bürokratie abbauen und die Rahmenbedingungen für die Ärztinnen und Ärzte verbessern“, so Hofmeister.
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