Praxisleitlinie Migräne mit Fokus auf die Versorgung in der Gynäkologie

Berlin – Vor Kurzem ist die Praxisleitlinie Migräne veröffentlicht worden, die gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) erstellt wurde. Sie vermittelt Wissen über die Diagnostik und Therapie dieser Erkrankung fokussiert auf Frauenärzte.
„Die Behandlung von Migräne und Kopfschmerzen ist ein fachübergreifendes Thema“, sagte Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik in Kiel und Koordinator der Leitlinie, auf einer Pressekonferenz anlässlich der Veröffentlichung der Praxisleitlinie.
Gerade weil dies häufig junge Frauen beträfe, sei die Interaktion mit der Gynäkologie gegeben. So fehle in der Neurologie nicht selten das Wissen über Hormonpräparate und die Auswirkungen der Migräne auf Schwangerschaft oder Endometriose.
Hinsichtlich der modernen Therapieoptionen der Migräne wie CGRP-Antikörper oder Gepante sah der DGS-Präsident Johannes Horlemann ein Informationsdefizit in der deutschen Ärzteschaft, das vermutlich in allen Fachgruppen bestehe. „Wir möchten daran beteiligt sein, dass die Frauen eine moderne Migränetherapie erhalten.“
Frauenärztinnen und Frauenärzte sähen die Migräne typischerweise als eine Entität, dabei seien 30 verschiedene Formen bekannt, wie Christian Thaler, 1. DGGG-Vizepräsident, ausführte. Es gäbe auch nicht eine einzige Therapieoption, sondern mittlerweile ein großes Spektrum von sehr effektiven Optionen, über die Frauenärzte mitunter wenig wüssten.
Thaler verwies zudem auf den Zusammenhang zwischen Migräne und Menstruationszyklus. Er hob die Bedeutung der Frauenärztinnen und -ärzte bei der Diagnose hervor. Das Thema Kopfschmerz und Migräne müsse etwa bei Verordnung einer hormonellen Kontrazeption angesprochen werden. So könne bei Frauen mit einer Migräne mit Aura das Schlaganfallrisiko um mehr als das 15-Fache ansteigen, wenn sie kombinierte orale Kontrazeptiva erhalten, erklärten Thaler und Göbel.
„Daher brauchen wir uns gegenseitig“, sagte Thaler. Für die Patientinnen habe dies große Bedeutung. Das bestätigte auch Göbel. Er begrüßte die Zusammenarbeit bei der Erstellung der Leitlinie „Damit wir fachübergreifend Hand in Hand besser die Patientinnen versorgen können.“ Ähnliches sagte Horlemann: „Indem wir Fachgesellschaften unser Wissen austauschen, können wir Patientinnen besser versorgen.“
Die Praxisleitlinie ist Teil der „DGS-Initiative chronischer Kopfschmerz II". Die Initiative wird unterstützt von den Pharmafirmen Abbvie, Novartis und Teva.
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