Kopfschmerzpatienten sind oft unterversorgt

Berlin – Patienten mit Kopfschmerzen sind nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Hirnstiftung oftmals gravierend unterversorgt. Das teilten Fachgesellschaft und Stiftung heute anlässlich des Kopfschmerz- und Migränetags mit.
Daten des Robert-Koch-Institutes aus dem Jahr 2020 zufolge verwendet die Mehrheit der Migränepatienten freiverkäufliche Schmerzmittel, die nicht speziell gegen Kopfschmerzen entwickelt wurden, zum Beispiel Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure.
„Vielen Betroffenen könnten Schmerzen erspart werden. Es wird unterschätzt, dass die Migräne eine neurologische Krankheit ist, bei der eine neurologische Betreuung angeraten ist“, sagte Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung. Beispielsweise sei bekannt, dass eine Migräne zu einem höheren Schlaganfallrisiko bei jüngeren Menschen führt, warnte er.
Erbguth wies daraufhin, dass die Einnahme von freiverkäuflichen Schmerzmitteln ohne Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt meist nicht nur weniger effektiv, sondern langfristig auch gefährlich sein könne.
So könnten beispielsweise nichtsteroidale Antirheumatika bei häufigem und mehrjährigem Gebrauch die Nieren schädigen. „Hinzu kommt das Risiko eines Medikamentenübergebrauchskopfschmerzes, denn Schmerzmittel könnten bei zu häufiger Anwendung Kopfschmerzen auslösen“, warnte der Experte.
Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) weist zum bundesweiten Aktionstag auf die besondere Herausforderung bei der Therapie von Schwangeren hin. Diese seien weitgehend von systematischen Arzneimittelstudien ausgeschlossen, sodass für viele der üblichen Medikamente Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit während der Schwangerschaft und Stillzeit fehlten.
„Das macht die medikamentöse Behandlung in dieser sensiblen Lebensphase zu einem ethisch und rechtlich komplexen Unterfangen und schafft große Unsicherheit, sowohl bei Ärztinnen und Ärzten als auch bei den werdenden Müttern“, sagte Wolfgang Paulus von der DMKG.
Das Problem betreffe rund 150.000 Schwangere jedes Jahr. Der Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitäts-Frauenklinik Ulm forderte daher mehr staatliche Unterstützung für die Beratung und Risikobewertung zur Arzneimitteltherapie in der Schwangerschaft.
Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) weist anlässlich des Aktionstages daraufhin, dass auch die Augen Auslöser von Kopfschmerz sein könnten, beispielsweise durch Entzündungen der Augenlider, der Augenhöhle oder des Tränenapparates.
Auch bei einer Entzündung der Nasennebenhöhlen könnten Kopfschmerzen auftreten. „Die Schmerzen können mitunter von den Augen in die Schläfen ziehen, oder sich sogar als Zahnschmerzen äußern“, erläuterte Kilian Schöpfer, niedergelassener Augenarzt und BVA-Landesvorsitzender Rheinland-Pfalz.
Neben entzündlichen Erkrankungen des Auges und des Sehapparates könnten auch externe Faktoren augenbedingte Kopfschmerzen verursachen beispielsweise eine Überlastung bei konzentrierter Naharbeit, eine schlecht ausgeleuchtete Arbeitsumgebung oder eine falsch eingestellte Brille.
Zudem könnten auch trockene Augen, ein Glaukom oder ein gestörtes Gleichgewicht der Augenmuskeln Kopfschmerzen verursachen, so Schöpfer. „Um den Beschwerden genauestens auf den Grund zu gehen, ist eine augenärztliche Untersuchung notwendig“, betonte er.
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