Projekt will auf Risiken von Schütteltrauma hinweisen
Stuttgart – Bis zu 200 Babys jährlich erleiden in Deutschland nach Expertenschätzungen Hirnschäden durch ein Schütteltrauma. Das Gesundheitsministerium in Baden-Württemberg, das Klinikum Stuttgart und die Techniker Krankenkasse (TK) wollen Eltern nun aufklären und unterstützen.
Meist seien es die Väter oder männlichen Erzieher, die in einem Moment der Ohnmacht und Überforderung die Beherrschung verlieren, sagte Bärbl Mielich, Staatssekretärin im Landesgesundheitsministerium (Grüne), heute am Klinikum Stuttgart. „Jedem betroffenen Baby mit Schütteltrauma werden wesentliche Entwicklungschancen geraubt – dazu darf es nicht kommen“, sagte sie. Land, Klinikum und Techniker Krankenkasse wollen daher nun gemeinsam Eltern aufklären.
Vielen Eltern sei nicht bewusst, dass Sekunden genügten, um ein Baby beim Schütteln lebensgefährlich zu verletzen, sagte der Direktor der Neuropädiatrie am Klinikum Stuttgart, Markus Blankenberg. Die Nackenmuskulatur könne den vergleichsweise großen Kopf noch gar nicht halten. Hirnblutungen, Epilepsie und lebenslange schwere Behinderungen könnten die Folge seien. Die genaue Fallzahl liege im Dunkeln.
Jedes fünfte Kind mit einem schweren Schütteltrauma sterbe, berichtet Blankenberg. Das Schütteltrauma sei die häufigste nichtnatürliche Todesursache im ersten Lebensjahr. Und von denen, die überleben, trügen gut 70 Prozent schwere neurologische Schäden davon, die sich ein Leben lang nicht beheben ließen. „Wenn wir die Diagnose Schütteltrauma haben, ist es eigentlich schon zu spät“
Ziel der Kampagne sei eine möglichst frühe und niedrigschwellige Hilfe für Eltern, sagte Andreas Oberle, Direktor des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ). Wenn das Baby viel schreie, fühlten sich Eltern oft unzulänglich, machtlos und alleingelassen. Frühzeitige Hilfe und Aufklärung könne belastende Situationen entschärfen und die sensible Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind positiv beeinflussen. Es sei wichtig, auf die Gefahr hinzuweisen, erklärte Andreas Vogt von der TK Baden-Württemberg.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: