Politik

Traumatisierungen durch Schütteln von Babys werden unterschätzt

  • Montag, 4. Dezember 2017
/Halfpoint, stock.adobe.com
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Köln/Berlin – Viele Deutsche wissen nicht, dass Babys schwere Schäden erleiden können, wenn Erwachsene sie schütteln. Darauf habe das Nationale Zentrum frühe Hilfen (NZFH) und andere Beteiligte des „Bündnisses gegen Schütteltrauma” hinge­wiesen. Im Auftrag des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) starten die Organisa­tionen jetzt eine Aufklärungskampagne zum Thema. 

Bei einer Repräsentativbefragung des NZFH meinten 24 Prozent der Befragten irr­tümlicherweise, dass Schütteln einem Baby nicht schade. 79 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass man Babys niemals schütteln dürfe. „Leider kommt es immer wieder vor, dass Babys durch Schütteln schwer verletzt werden, manche sogar sterben. Deshalb ist Aufklärung für Eltern notwendig. Sie müssen wissen, wo sie Hilfe bekommen, wenn sie sich überfordert fühlen“, erklärte Katarina Barley (SPD), Bundes­ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Frühkindliche Schreiphasen Hauptgrund

Als Hauptauslöser für das Schütteln von Säuglingen gelten frühkindliche Schreiphasen, in Folge dessen Erwachsene die Nerven verlieren und die Babys heftig schütteln. Laut dem Bündnis ist das Wissen über frühkindliche Schreiphasen in der Bevölkerung gering. „Zwei Drittel der Befragten sind nicht darüber informiert, dass es intensive Schreiphasen im Säuglingsalter geben kann. 18 Prozent der Befragten glauben sogar, dass Babys manchmal nur schreien, um zu ärgern. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern von Babys, die viel schreien, gut informiert sind und wissen, wo sie rechtzeitig Unter­stützung finden können“, sagte Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesund­heitliche Aufklärung (BZgA), dem Träger des NZFH.

Im Rahmen der Aufklärungskampagne sollen neue Informationsmaterialien Eltern Wege aufzeigen, wie sie mit der Situation besser umgehen können. Wichtige Anlauf­stellen für Eltern, deren Baby viel schreit, sind danach die niedergelassenen Kinder­ärzte, frühe Hilfen in den Kommunen sowie Hebammen.

Dem „Bündnis gegen Schütteltrauma“ haben sich 23 Verbände, Vereine und Institu­tio­nen aus dem Gesundheitswesen, dem Kinderschutz und der Kinder- und Jugendhilfe angeschlossen, unter anderem der Berufsverband der Frauenärzte, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugend­medizin.

hil

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