Psychotherapeuten machen sechs Vorschläge für psychische Gesundheit

Berlin – Die Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV) hat sechs Punkte vorgestellt, um die psychische Gesundheit in Deutschland zu stärken. Es ist auch als Appell an die Politik zu verstehen.
„Der Koalitionsvertrag sieht Maßnahmen vor zur Verbesserung der psychischen Gesundheit in Deutschland. Mit unseren sechs Vorschlägen erinnern wir die Politik an ihre Pläne“, sagte der Bundesvorsitzender des Verbandes, Gebhard Hentschel, bei der Präsentation einer Broschüre mit dem Titel Psychische Gesundheit geht uns alle an.
Der Verband umreißt darin seine Forderungen zu den Themen Aus- und Weiterbildung, ambulante Versorgung, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, stationäre Versorgung, Digitalisierung sowie Prävention und Rehabilitation. „Das Potential ist vorhanden, wir müssen nur die richtigen Rahmenbedingungen schaffen“, sagte Hentschel.
Ein Kernpunkt ist dem Verband zufolge die Sicherung der Aus- und Weiterbildung. Nach der Reform der Psychotherapeutenausbildung fehle bislang eine verlässliche Finanzierung der anschließenden Fachweiterbildung. Praxen und Kliniken könnten die entstehenden Kosten nicht allein tragen, weshalb gesetzliche Regelungen zur Kostendeckung nötig seien.
Darüber hinaus müsse die ambulante Versorgung dringend an den steigenden Bedarf angepasst werden. Dazu gehöre ein deutlicher Abbau von Bürokratie, etwa durch die Vereinfachung von Genehmigungsverfahren oder die Digitalisierung von Antrags- und Gutachterverfahren. Psychisch erkrankte Menschen sollten weiterhin direkten Zugang zur Psychotherapie haben, auch in einem möglichen Primärarztsystem.
Die DPtV betont, dass psychische Erkrankungen oft im Kindes- und Jugendalter beginnen würden. Die Vereinigung mahnt deshalb eine wohnortnahe Versorgung durch spezialisierte Therapeuten, den Ausbau präventiver Angebote sowie eine stärkere psychotherapeutische Präsenz in Schulen an.
Im stationären Bereich sieht der Verband ebenfalls erheblichen Nachholbedarf. Psychisch schwer Erkrankte erhielten in Kliniken nach wie vor zu wenig Psychotherapie, obwohl wissenschaftliche Leitlinien diese Behandlung als Mittel der Wahl empföhlen. Der Personalschlüssel müsse deshalb dringend angepasst werden. Darüber hinaus regt die DPtV an, Psychotherapeuten stärker in Leitungspositionen einzubinden.
Die Digitalisierung müsse zudem an die Bedürfnissen der psychotherapeutischen Versorgung angepasst werden. Vorrang hätten Datenschutz und Datensicherheit, insbesondere bei der elektronischen Patientenakte. Digitale Anwendungen sollten leicht in den Praxisalltag integrierbar sein.
Schließlich drängt die DPtV darauf, Prävention und Rehabilitation stärker in den Fokus zu rücken. Auch in Betrieben müsse psychische Gesundheit mehr im Fokus stehen – durch eine gesetzliche Verankerung im Arbeitsschutz sowie durch Angebote wie Konsiliardienste oder Sprechstunden, auch für kleine und mittlere Unternehmen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: