Psychotherapeuten: Versorgung psychisch Kranker bedarfsgerecht ausbauen

Berlin – Der Reformstau in der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen muss umgehend behoben werden. Dafür setzt sich die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) mit ihrem gestern vorgelegten Positionspapier zur Bundestagswahl 2025 ein.
„Deutschland verfügt über eine hochwertige psychotherapeutische Versorgung. Aber viele Menschen mit psychischen Erkrankungen warten monatelang auf einen Therapieplatz – durchschnittlich 20 Wochen, im ländlichen Raum teils länger als ein halbes Jahr. Ziel muss sein, die langen Wartezeiten mindestens zu halbieren“, erklärte BPtK-Präsidentin Andrea Benecke.
Die BPtK fordert die Politik daher auf, erstens die Versorgung bedarfsgerecht auszubauen. Dazu gehörten eine eigene Bedarfsplanung für Kinder und Jugendliche, mehr Angebote vor allem im ländlichen Raum, eine intensive psychotherapeutische Behandlung in Krankenhäusern und eine gesetzlich finanzierte Weiterbildung gegen den drohenden Fachkräftemangel.
Lösungen zu diesen Punkten enthielt bereits das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz, das durch das vorzeitige Ende der aktuellen Bundesregierung nicht mehr verabschiedet wurde.
Zweitens muss der BPtK zufolge die Versorgung effizienter gestaltet werden. Nötig seien flexible interdisziplinäre Angebote, die gezielte Weiterentwicklung der regionalen Versorgung sowie die Entlastung für Praxen und Kliniken von Bürokratie, um mehr Zeit für Patienten zu haben.
So sollte beispielsweise der gesetzliche Auftrag für das datengestützte einrichtungsvergleichende Qualitätssicherungsverfahren in der ambulanten Psychotherapie gestrichen werden, fordert die Kammer. „Wir setzen uns stattdessen für eine Qualitätssicherung ein, die fachgerecht ist und einen Nutzen für die Patientenversorgung entfaltet“, erklärte Benecke.
Notwendig sei insbesondere den zeitnahen Zugang zur psychotherapeutischen Versorgung für Patienten mit akuten und mit schweren chronischen psychischen Erkrankungen zu verbessern. Beim Aufbau von multiprofessionellen Versorgungseinrichtungen in ländlichen Regionen und sozial benachteiligten Quartieren sollten der BPtK zufolge psychotherapeutische Angebote fest verankert werden.
Weiter sollte die Personalausstattung in psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken verbessert werden, um dort eine bedarfs- und leitliniengerechte psychotherapeutische Versorgung zu ermöglichen. Menschen in akuten psychischen Krisen sollten in der Notfall- und Akutversorgung eine zentrale Anlaufstelle erhalten, in der auch durch Psychotherapeutinnen eine schnelle Abklärung und Vermittlung in ein passendes Angebot erfolgt.
Drittens müsse die Prävention verbessert und ein Mental Health Mainstreaming in allen relevanten Politikfeldern umgesetzt werden: Gesundheitsförderung, Entstigmatisierung, Stärkung des Kinder- und Jugendschutzes, inklusives, barrierefreies und diverses Gesundheitswesen. „All dies muss für alle Lebensbereiche konsequent zusammengedacht und miteinander verzahnt werden“, sagte Benecke.
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