Psychotherapeuten wollen Werbeverbot auch für Alkohol

Berlin – Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat die Fortschritte bei der Union im Bundestag hin zu einem Tabakwerbeverbot begrüßt. Sie betonte aber zugleich, das Land habe ein Alkoholproblem. BPtK-Präsident Dietrich Munz kritisierte, dass die Gesundheitspolitik bisher nur auf Aufklärung und Eigenverantwortung setze.
„Das reicht nicht aus. Wir brauchen ein Werbeverbot als ersten Schritt und im Weiteren zusätzlich zu Aufklärungskampagnen eine geringere Verfügbarkeit durch die Begrenzung der Verkaufszeiten für Alkohol“, erklärte Munz. Auch die Erhöhung der Preise dürfe kein Tabu sein.
Mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland sind der Kammer zufolge abhängig von Alkohol oder trinken Alkohol in schädlichen Mengen. Etwa die Hälfte dieser alkoholkranken Menschen werde durch das Gesundheitssystem nicht erkannt und nur 10 Prozent der alkoholabhängigen Menschen erhielten eine suchtspezifische Behandlung.
Alkoholstörungen verursachten nicht nur erhebliche Kosten im Gesundheitswesen, sondern auch volkswirtschaftliche Kosten durch lange Krankschreibungen und Frühverrentungen. Die BPtK weist auf epidemiologische Studien hin, denen zufolge die Hochrisikophase für die Entwicklung einer Alkoholstörung bereits im zweiten Lebensjahrzehnt in den Jahren zwischen 15 und Anfang 20 liegt.
2018 stellte die WHO in ihrem Gesundheitsbericht fest, dass Deutschland im europäischen Vergleich beim Alkoholkonsum weit über dem Durchschnitt liegt. Pro Kopf liegt der Durchschnitt bei 8,6 Litern reinem Alkohol pro Jahr, in Deutschland liegt er bei elf Litern.
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