Rasanter Anstieg bei gemeldeten Masernfällen weltweit

Genf – Im ersten Halbjahr dieses Jahres hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in 182 Ländern nach vorläufigen Zahlen fast 365.000 Masernfälle registriert. Das sind fast drei Mal so viele wie im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres und mehr als im gesamten vergangenen Jahr, wie die WHO heute in Genf berichtete.
Die WHO ist alarmiert. „Millionen Menschen sind weltweit in Gefahr“, erklärte sie und empfahl Reisenden, ihren Impfstatus zu prüfen. Ab einem Alter von sechs Monaten sollte jeder spätestens 15 Tage vor einer Reise in betroffene Regionen geimpft werden.
2018 wurden weltweit gut 350.000 Masern-Erkrankungen gemeldet, mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor. Die WHO betont aber, dass nur ein Bruchteil der tatsächlichen Erkrankungen gemeldet werde. Die aktuellsten WHO-Schätzungen über die tatsächlichen Zahlen beziehen sich auf 2017. Damals seien vermutlich 6,7 Millionen Menschen an Masern erkrankt und 110.000 gestorben. Bis 2016 waren die Masern-Zahlen weltweit rückläufig.
In der WHO-Afrikaregion sind die Probleme besonders groß. Dort sei die Zahl der gemeldeten Fälle in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 900 Prozent gestiegen, in der Westpazifikregion um 230 Prozent, so die WHO. In der Europa-Region stieg sie um 120 Prozent. Zu der Region zählen neben der EU auch Russland, die Türkei, Israel und die in Asien liegenden Länder Usbekistan und Aserbaidschan.
In Deutschland war der Trend im vergangenen Jahr rückläufig: Nach knapp 930 Masern-Fällen 2017 wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 2018 etwa 540 Fälle gemeldet. In diesem Jahr haben aber schon mehrere Bundesländer mehr Masernfälle gemeldet als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Das Bundeskabinett hatte zuletzt ein Gesetz für eine Masernimpfpflicht in Deutschland auf den Weg gebracht. Ab März 2020 müssen Eltern vor der Aufnahme ihrer Kinder in eine Kita oder Schule nachweisen, dass diese geimpft sind. Die Impfpflicht soll auch für Betreuer und Gesundheitspersonal gelten. Der Bundestag muss noch zustimmen.
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