Regierung will Gesundheit von Kindern nach der Pandemie stärken

Berlin – Die Bundesregierung will die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen nach der Coronapandemie stärken. Über einen im Februar vorgestellten Bericht der interministeriellen Arbeitsgruppe (IMA) zu gesundheitlichen Auswirkungen der Coronapandemie auf Kinder und Jugendliche debattierte heute das Parlament.
„Von allen, die Opfer erbracht haben in der Pandemie, haben die Kinder die meisten Opfer erbracht“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und dankte den Kindern und ihren Eltern für die Mithilfe bei der Bewältigung der Pandemie. Er bezeichnete dabei die Schulschließungen und andere Coronamaßnahmen erneut als „zum Teil zu streng“. Man schulde den Kindern daher konkrete Maßnahmen, so der Minister.
Dem Bericht der IMA zufolge leiden Kinder und Jugendliche noch immer an den Folgen der Pandemie. Sozial benachteiligte Kinder trifft es demnach besonders schwer.
Die Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“ hatte daher Handlungsempfehlungen für fünf Bereiche erarbeitet, um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu stärken: Gesundheitswesen, Schule, Jugend- und Familienhilfe, Kindertagesbetreuung und frühe Hilfen.
Der Abschlussbericht benennt Maßnahmen des Bundes, die geplant sind oder bereits umgesetzt werden. Lauterbach zählte die Maßnahmen auf, die die Regierung bereits in die Wege geleitet hat, erklärte jedoch auch: „Ich sage vorweg, das reicht nicht, wir müssen weitergehen“.
Zu den bereits in die Wege geleiteten Änderungen zählen nach Angaben des Ministers die Entfernung der Kinderkliniken aus den Fallpauschalen, das Aussetzen der Festbeträge für Kinderarzneimittel, das Wegfallen der Fallpauschalen sowie die Endbudgetierung der Kinder- und Jugendärzte.
Außerdem wolle man die Versorgung mit Psychotherapeuten verbessern und mit Sonderbedarfen arbeiten. Zudem sprach sich der Minister für die Kindergrundsicherung aus, denn kein Kind könne etwas für die Armut seiner Eltern. „Die Ampelregierung steht eindeutig hinter der Kindergrundsicherung“, erklärte er.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) verwies ebenfalls auf bereits in die Wege geleitete Maßnahmen wie die Aufstockung der Frühen Hilfen, Milliardeninvestitionen für die Verbesserung der Kitaqualität sowie den Ausbau der Ganztagsbetreuung an Grundschulen.
Auch starten im Sommer Mental Health Coaches an Schulen, die Kindern und Jugendlichen zur Seite stehen und in akuten Krisen „Erste Psychische Hilfe“ leisten. Außerdem stärke die Bundesregierung die „Nummer gegen Kummer“ mit der „Schulboxen Aktion“. Damit will das Familienministerium Informationsmaterialien zu Beratungsangeboten der „Nummer gegen Kummer“ kostenfrei bereitstellen.
Kritik der Opposition: Maßnahmen nicht ausreichend
Die CDU-Abgeordnete Mareike Lotte Wulf räumte ein, zu Beginn der Coronapandemie vor drei Jahren habe die damalige große Koalition „höchst schwierige Abwägungen" treffen müssen.
Diese pauschal zu verurteilen „wäre zu einfach“. Bei der jetzigen Ampelregierung fehlten ihr aber „die Belege“, dass sie es ernst meine mit der Verantwortung für die Bewältigung der Coronafolgen für Kinder und Jugendliche.
Wulf kritisierte, dass die Mittel dafür deutlich zurückgegangen seien. Während die große Koalition zwei Milliarden Euro zum Aufholen von Lernrückständen, für frühkindliche Bildung und Freizeitgestaltung bereitgestellt habe, plane die Ampelegierung nur ein „Zukunftspäckchen mit 40 Millionen Euro“.
Mit dem seit Januar laufenden Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit will die Bundesregierung mit 40 Millionen Euro in diesem Jahr Projekte von Kindern und Jugendlichen fördern, die sie selbst entwickeln und lokal umsetzen.
Auch Heidi Reichinnek (Linke) kritisierte das Zukunftspaket. Sie warf der Bundesregierung vor, dass das in die Mental Health Coaches und ins Zukunftsprojekt investierte Geld zu gering sei. „Um das in Relation zu setzen: So viel kostet ein Kilometer der A281 bei Bremen, die Sie ausbauen“, erklärte sie.
Auch vor der Coronapandemie sei die Situation hochproblematisch gewesen, in der Pandemie sei sie zur Katastrophe geworden, sagte Reichinnek. Das Läge auch daran, dass Fachkräfte unter Dauerstress stünden und kündigten. Reichinnek forderte mehr Geld von der Bundesregierung für eine bessere Bezahlung und mehr Stellen.
Der AfD Abgeordnete Gereon Bollmann kritisierte, dass der Bericht nichts zu Impfschäden bei Kindern und Jugendlichen enthielte.
Katja Adler (FDP) erklärte, man sei dem besonderen Schutzbedürfnis von Kindern während der Pandemie zu wenig nachgekommen. Psychische Störungen von Kindern und Jugendlichen stünden in unmittelbarem Zusammenhang mit coronabedingten Restriktionen und den Schulschließungen. Lauterbach habe das noch im Januar 2022 negiert.
„Hören Sie auf zu glauben, dass ausschließlich der Lockdown dafür verantwotlich ist, das es Kindern gerade nicht so gut geht“, sagte der SPD Abgeordnete Sönke Rix. Auch die psychischen Ekrankungen von Kindern und Jugendlichen in Schweden, wo es keine Kontaktbeschränkungen gegeben habe, hätten sich verstärkt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: